Gesund und fit bleiben durch Nahrungsergänzungsmittel?

Sich gesund erhalten, möglichst ohne schwere Krankheiten alt werden und dabei fit bleiben – immer mehr Menschen in Deutschland greifen dafür auch zu Nahrungsergänzungsmitteln. Nach einer vom Lebensmittelverband Deutschland in Auftrag gegebenen Erhebung wurden 2018 hierzulande 225 Millionen Packungen dieser Präparate verkauft. Der Umsatz ist von 1,31 Milliarden Euro im Jahr 2017 auf 1,44 Milliarden Euro im Jahr 2018 gestiegen. Der Trend steht in deutlichem Gegensatz zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Hochrangig publizierte Studien legen nahe: Nahrungsergänzungsmittel sind ohne Nutzen für die Primärprävention, also die Gesunderhaltung und Vorbeugung von Krankheiten. Nicht nur das: Eine langfristige Einnahme dieser Präparate kann sogar mit Risiken einhergehen. Ähnliches gilt für rezeptfreie Medikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS). Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente sollten deshalb nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt zum Zweck der Krankheitsvorbeugung eingenommen werden. Auf dem Kongress Viszeralmedizin 2019 werden Ärzte den Nutzen verschiedener Präparate und Medikamente kritisch beleuchten.

Eine der umfassendsten Untersuchungen zum Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln erschien 2017 im Fachblatt Advances in Nutrition. Hier werteten Forscher 49 verschiedene Studien mit insgesamt 290 000 Teilnehmern aus und stellten fest: Die Einnahme von Vitamin C-, Vitamin D- , Vitamin K- , Magnesium-, Selen-, oder Zink-Präparaten ebenso wie Omega 3-Fettsäure-Kapseln hat keinen positiven Einfluss auf die Vermeidung von Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Leiden und bewirkt keine Lebensverlängerung. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen verschiedene weitere, hochrangige Studien, die in jüngster Zeit publiziert wurden, etwa eine Auswertung der US-Kohortenstudie NHANES aus diesem Jahr. Hier fanden die Forscher lediglich positive Effekte für Vitamine und Mineralstoffe aus der Nahrung, nicht jedoch, wenn diese in Form von Nahrungsergänzungsmitteln aufgenommen wurden.

„In manchen Untersuchungen zeigen sich sehr geringfügige positive Effekte für Nahrungsergänzungsmittel-Präparate, die man jedoch abwägen muss gegen die Risiken, die diese auch haben“, sagt Professor Dr. med. Jürgen Schölmerich, Facharzt für Gastroenterologie und ehemaliger ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Frankfurt am Main. Denn einige Studien liefern Hinweise auf unerwünschte Folgen, vor allem wenn Präparate hochdosiert eingenommen werden: Vitamin A-Präparate in hohen Dosen (mehr als 25 000 IE pro Tag) beispielsweise erhöhen das Krebsrisiko; Beta-Carotin-Nahrungsergänzungsmittel steigern bei Rauchern das Lungenkrebsrisiko.

„Die Werbeaussage, wonach jeder Mensch eine Extraportion Vitamine oder Mineralstoffe zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit und Gesundheit brauche, ist schlicht und einfach falsch“, sagt Schölmerich. Nur für wenige Personengruppen, etwa Schwangere oder Veganer, seien bestimmte Nahrungsergänzungsmittel-Präparate tatsächlich empfohlen. Verbraucher sollten sich mit ihrem Arzt besprechen, ob und wenn ja, welche Präparate sie benötigen.

Nicht nur Nahrungsergänzungsmittel können hinsichtlich Gesunderhaltung und Vorbeugung von Krankheiten nicht liefern, was sich viele Konsumenten erhoffen. Auch für manche Medikamente gilt dies, etwa für Acetylsalicylsäure-Tabletten. „Wegen seiner blutverdünnenden Wirkung wird Aspirin beispielsweise erfolgreich nach Herzinfarkten oder Schlaganfällen eingesetzt, um ein weiteres Ereignis zu verhindern“, so Schölmerich. In diesen Fällen, also in der sogenannten Sekundärprävention, ist das Medikament sinnvoll und wirksam. Für den Einsatz von Acetylsalicylsäure in der Primärprävention jedoch sei die Datenlage ernüchternd, so der Experte. 2018 wurden mehrere große Studien publiziert, die zeigten, dass die vorsorgliche Einnahme von Acetylsalicylsäure die Wahrscheinlichkeit des Auftretens chronischer Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Leiden oder Krebs nicht reduzieren kann und insgesamt keinen Einfluss auf die Mortalität hat. Vielmehr wiesen jene Studienteilnehmer, die regelmäßig Acetylsalicylsäure-Präparate einnahmen, eine erhöhte Rate von Blutungen, meist im Magen-Darm-Trakt, auf.

„Verbraucher sollten sich bewusst sein: Eine medizinisch nicht indizierte, langfristige Einnahme unterschiedlicher Präparate zur Primärprävention ohne Absprache mit dem Arzt kann unter Umständen mehr schaden als nutzen“, so Schölmerich. „Wer sich gesund und fit halten will, sollte lieber auf ausgewogene Ernährung und ausreichende Bewegung achten und die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen.“ Besonders wichtig: die Darmkrebsvorsorge. Keine andere Vorsorgemöglichkeit sei so effizient wie diese. Denn während einer Darmspiegelung erkennt der Arzt Krebsvorstufen oder Polypen, aus denen sich ein bösartiger Tumor entwickeln kann und entfernt diese, bevor der Krebs überhaupt entsteht.

Auf dem Kongress Viszeralmedizin 2019 werden Experten in der wissenschaftlichen Sitzung „‚Oldies but Goodies‘: Medikamente für das längere Leben – eine kritische Bestandsaufnahme“ den Nutzen verschiedener Präparate und Medikamente kritisch beleuchten. Auch auf der Kongress-Pressekonferenz, die am 4. Oktober von 12.30 bis 13.30 Uhr stattfindet, werden die Experten über das Thema sprechen. Der Kongress Viszeralmedizin 2019 findet vom 2. bis 5. Oktober in Wiesbaden statt.

 Literatur:

-Lukas Schwingshackl et al., Dietary Supplements and Risk of Cause-Specific Death, Cardiovascular Disease, and Cancer: A Systematic Review and Meta-Analysis of Primary Prevention Trials, Advances in Nutrition, Volume 8, Issue 1, January 2017, Pages 27–39, https://doi.org/10.3945/an.116.013516

 – Chen F, Du M, Blumberg JB, Ho Chui KK, Ruan M, Rogers G, et al. Association Among Dietary Supplement Use, Nutrient Intake, and Mortality Among U.S. Adults: A Cohort Study. Ann Intern Med. [Epub ahead of print 9 April 2019] 170:604–613. doi: 10.7326/M18-2478

 – John J. McNeil et al. Effect of Aspirin on Cardiovascular Events and Bleeding in the Healthy Elderly. N Engl J Med 2018; 379:1509-1518. DOI: 10.1056/NEJMoa1805819

Alpine Ökosysteme im Klimawandel: Auf den Boden kommt es an

Die Alpenflora verändert sich rasant mit dem Klimawandel. Die Böden sind ein entscheidender, jedoch weitgehend unerforschter Faktor. Sie speichern die grössten CO2-Mengen. Wie sich alpine Böden in einer wärmeren Zukunft ändern, ist jedoch weitgehend unbekannt, betonen Forschende der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL im Fachjournal «Science».

Unter der Bodenoberfläche verborgen, spielen sich im Hochgebirge für Klima und Ökosystem äusserst wichtige Prozesse ab. In alpinen Böden leben mehr als 10 000 verschiedene Arten von Pilzen und Bakterien. 90 Prozent des Kohlenstoffs liegen in der alpinen Zone unterirdisch vor. Auch bei den Veränderungen der Alpenvegetation mit dem Klimawandel spielen Böden eine entscheidende – und weitgehend unbekannte – Rolle.

Das Klima erwärmt sich in hohen Lagen besonders stark und führt dazu, dass alpine Pflanzen sich in Richtung Berggipfel ausbreiten. Wird es im Laufe dieses Jahrhunderts wie erwartet um 2 bis 4 Grad wärmer, könnten Pflanzen um 300 bis 600 Höhenmeter vorstossen. Allerdings benötigen Pflanzen Boden, der Nährstoffe und Wasser speichert. Dessen Bildung «hinkt der Erwärmung deutlich hinterher», sagt Bodenökologe Frank Hagedorn von der WSL. Es dauert Jahrhunderte bis Jahrtausende, bis sich neuer Boden aus Gestein bildet, wie Beobachtungen entlang von abschmelzenden Gletschern zeigen. Dies begünstigt die klimabedingte Ausbreitung von Pflanzen, die mit wenig Boden auskommen, zum Beispiel die Alpenmargerite oder das Alpenrispengras. Hingegen werden Arten, die entwickelte Böden mit viel Humus bevorzugen, nicht Schritt halten können. So ändert sich die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften auf unvorhersehbare Weise – und zwar sowohl über- als auch unterirdisch.

«Böden sind die Terra incognita des alpinen Raumes», sagt Hagedorn. Sie beherbergen die grösste Artenvielfalt aller Lebensräume im Hochgebirge, von den Funktionen dieser Organismen sei aber nur ein Bruchteil bekannt. Der «Science»-Übersichtsartikel, in dem Hagedorn und seine Kollegen die Verknüpfungen zwischen Pflanzen und Boden in einer sich erwärmenden Bergwelt zusammenfassen, passt gut in eine Sonderausgabe zum 250. Geburtstag des Naturforschers Alexander von Humboldt. Humboldt hatte als erster weltweit die Vegetation in unterschiedlichen Höhenlagen beschrieben und mit den klimatischen Verhältnissen erklärt.

Kohlenstoff-Speicher oder Quelle?

Wie Böden sich in der erwärmenden Bergwelt verändern, hat auch Auswirkungen auf das Klima. Denn alpine Böden speichern grosse Kohlenstoffmengen, die als CO2 den Klimawandel weiter anheizen würden. Allerdings fällt diese Speicherung nicht überall gleich aus: An der Vegetationsgrenze werden mit dem günstigeren Klima mehr Pflanzen wachsen und somit mehr Kohlenstoff im Boden eingelagert. Andererseits wird mehr CO2 frei, wenn der Permafrost auftaut und sich der Bergwald in grössere Höhen verschiebt. Denn auch wenn sich neuer Wald oberhalb der heutigen Waldgrenze etabliert, verlieren nach heutigem Kenntnisstand die Böden CO2.

Die Daten deuten darauf hin, dass aufs Ganze gesehen die CO2-Verluste der Böden dominieren dürften, sagt Frank Hagedorn. Er hat bei Davos ein Experiment durchgeführt, in dem Heizkabel während sechs Jahren den Boden erwärmt haben. Dies führte zu Verlusten bei der CO2-Speicherung im Boden und auch die mikrobielle Vielfalt im Boden veränderte sich, was die Verfügbarkeit von Nährstoffen für die Pflanzen und damit deren Wachstum erhöhte.

Gebirgsböden intensiver beobachten

Obwohl diese unterirdischen Vorgänge für Klima und Ökosystem äusserst wichtig sind, sind alpine Böden weitgehend unerforscht – obwohl sie immerhin einen Drittel der Landesfläche der Schweiz bedecken. Im Rahmen der Nationalen Bodenbeobachtung existiere gerade mal eine einzige Aufnahme eines Bodenprofils oberhalb der Waldgrenze, bemängelt Hagedorn. Von der mengenmässigen CO2-Speicherung im alpinen Permafrost wisse man praktisch nichts. Dies gelte für den gesamten Alpenraum. Die Autoren des Artikels regen deshalb an, dass der Boden und seine Lebewesen fester Bestandteil langfristiger Beobachtungsprogramme der Vegetation im Klimawandel werden sollen, zum Beispiel in dem Monitoring-Programm GLORIA, das klimabedingte Veränderungen der pflanzlichen Biodiversität auf etwa 130 Hochgebirgsgipfeln in sechs Kontinenten verfolgt.


Originalpublikation:

Hagedorn, Frank; Gavazov, Konstantin; Alexander, Jake M. (2019): Above- and belowground linkages shape responses of mountain vegetation to climate change.
Science DOI 10.1126/science.aax4737

Konferenz: Wiedervernässung von Mooren

Vom 10. bis 13. September 2019 werden mehr als 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland zur internationalen „WETSCAPES-Konferenz an der Universität Rostock über die Wiedervernässung trockengelegter Moore diskutieren.

Dass eine Wiedervernässung der Moore einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, darüber ist sich die Fachwelt einig. Eine Wiedervernässung senkt die Freisetzung schädlicher Treibhausgase. Dabei gehen jedoch ehemals trockengelegte landwirtschaftliche Nutzflächen verloren.
Bei der Tagung soll insbesondere die Frage geklärt werden, wie Wiedervernässung land- und forstwirtschaftlicher Moorflächen mit fortgesetzter wirtschaftlicher Nutzung kombiniert werden kann. Neueste Erkenntnisse über die bei der Wiedervernässung ablaufenden Prozesse in Boden, Wasser und Luft werden von Wissenschaftlern und Anwendern vorgestellt und zusammengebracht, die an natürlichen, künstlich entwässerten oder wiedervernässten Mooren arbeiten.

Nicht zufällig wird die Tagung in Mecklenburg-Vorpommern stattfinden. Moore bedecken in diesem Bundesland 13 Prozent der Landfläche und können, abhängig vom Wasser- und Landmanagement, erheblich zum Klima- und Gewässerschutz beitragen. Wird ihr Kohlenstoffspeicher, der Torf, entwässert, kommt es zur Umwandlung in schädliche Treibhausgase. In Mecklenburg-Vorpommern stammt derzeit ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen aus entwässerten Mooren. Daher haben sie eine herausragende Bedeutung für die zukünftige Senkung der Treibhausgasemissionen.
Seit 2000 wurden im Land großflächig Wiedervernässungen umgesetzt, die schon einen erheblichen Beitrag leisten und für die Wissenschaft besonders wertvolle Forschungsflächen sind.

Neue, innovative Praxis-Beispiele von Wiedervernässung und „nasser“ Landnutzung, beispielsweise Nasswiesen zur Heugewinnung oder Wärmeerzeugung, Nassweiden mit Wasserbüffeln oder Schilf- und Rohrkolbenanbau zeigen, dass wiedervernässte Flächen auch wirtschaftlich genutzt werden können.

Klimaschutz auf Mooren funktioniert also. Angesichts der Klimakrise müssen jedoch in noch viel mehr Moorflächen die ursprünglichen, nassen Verhältnisse wiederhergestellt werden. Grundlage für eine optimale Wiedervernässung und Landnutzung ist das Verständnis der biogeochemischen und ökologischen Eigenschaften dieser neuen Ökosysteme. Deren Erforschung widmet sich derzeit das durch das Exzellenz-forschungsprogramm des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit 5 Millionen Euro geförderte vierjährige Verbundforschungsprojekt WETSCAPES (abgeleitet aus „wet“ und „landscapes“). Das Projekt wird an den Universitäten Greifswald, Partner im Greifswald Moor Centrum, und Rostock durchgeführt und veranstaltet die WETSCAPES-Konferenz.

Verfahren zur Abschätzung von Klimagasemissionen von Moorstandorten

Weltweit gilt es, die Emissionen an klimaschädlichen Gasen zu quantifizieren, um Klimaentwicklungen prognostizieren zu können. Lachgas (N2O) spielt dabei eine wichtige Rolle, weil es etwa 40-mal klimaschädlicher als CO2 wirkt. Moorstandorte und Torfböden sind als Quelle für Klimagase und Lachgas bekannt. In bisherigen Untersuchungen wurde mit Hilfe von chemischen Boden- und Torfeigenschaften wie z.B. das Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis versucht, Klimagasemissionen abzuschätzen Die Arbeitsgruppe Bodenphysik an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock hat jetzt erstmals physikalische Eigenschaften von Torfböden als Berechnungsgrundlage herangezogen.

Die in der angesehenen Fachzeitschrift „Environmental Research Letters“ veröffentlichte Arbeit zeigt, dass die Lagerungsdichte von Torfböden ein geeigneter Parameter ist, um Lachgasemissionen, aber auch die Freisetzung von gelöster organischer Substanz zu ermitteln. Die Prognosegenauigkeit des neu abgeleiteten Verfahrens ist besser als existierende Ansätze, wie sie z.B. vom Klimarat verwendet werden (IPCC). Dr. Haojie Liu, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Bodenphysik und Erstautor der Studie, konnte zeigen, dass die Lagerungsdichte von Torfböden mit der Zersetzung und Degradierung der organischen Substanz ansteigt. Der ermittelte funktionale Zusammenhang zwischen Lagerungsdichte und Lachgasemissionen basiert auf einem umfangreichen Datensatz, in dem Messwerte kanadischer, europäischer und russischer Moorstandorte eingegangen sind.

Die Studie wurde in Kooperation mit kanadischen und dänischen Kollegen im Rahmen der Verbundvorhaben WETSCAPES und Baltic TRANSCOAST durchgeführt.

Young Scientist Workshop zur Vitaminversogung bei veganer Ernährung

Am Fachbereich Oecotrophologie der Hochschule Fulda findet am 10. und 11. Oktober 2019 der GVF Young Scientist Workshop „Vegane Ernährung und Vitamin B12“ statt. Der von der Gesellschaft für angewandte Vitaminforschung e. V. (GVF) organisierte wissenschaftliche Workshop richtet sich an interessierte Nachwuchswissenschaftler*innen, studentische Mitglieder der GVF sowie Nicht-Mitglieder aus dem Bereich der Oecotrophologie und verwandten Disziplinen.

Die wissenschaftlilche Leitung für die Veranstaltung liegt bei Prof. Dr. Marc Birringer (Hochschule Fulda), Dr. Maria Wallert (Friedrich-Schiller-Universität Jena) und Prof. Dr. Manfred Eggersdorfer (University Groningen). Als Referent*innen sind Prof. Dr. Markus Keller, der 2018 von der Fachhochschule des Mittelstands zu Deutschlands erstem Professor für Vegane Ernährung berufen wurde, und Prof. Dr. Helmut Heseker von der Leibniz Universität Hannover in die Barockstadt eingeladen. Von der Hochschule Fulda referiert Prof. Dr. Anja Kroke. Darüber hinaus stellt ein Absolvent der Hochschule Fulda die Ergebnisse seiner Bachelorarbeit zu veganen Kindergärten vor.

In interaktiven Seminaren können die Teilnehmer*innen am zweiten Tag ihre methodischen Fähigkeiten wie Gruppenarbeit, Teamfähigkeit, Zeitmanagement oder Argumentation in Verbindung mit wissenschaftlichem Fachwissen zur Vertiefung der Kenntnisse über vegane Ernährung anwenden. Eine gemeinsame Abendveranstaltung ermöglicht es den Teilnehmer*innen, Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen.

Derzeit sind noch Plätze verfügbar. Für studentische Mitglieder der GVF – kostenlose Mitgliedschaft während der Regelstudienzeit – ist eine Teilnahme an dem Workshop kostenlos. Nicht-Mitglieder können gegen eine Gebühr von 50 Euro an dem Workshop teilnehmen.

Mach mal Pause! Stimulation des Gehirns hilft beim motorischen Lernen

Wir bedienen das Smartphone oder schreiben auf einer Tastatur, tagtäglich automatisch und ohne nachzudenken. Diese Fertigkeiten mussten wir jedoch anfangs durch wiederholtes Üben mühsam erwerben. Das motorische Lernen erfolgt dabei sowohl während des aktiven Übens neuer Abläufe, als auch in den Pausen danach. Hier verfestigt sich das Gelernte, so dass es später wieder abgerufen werden kann. Jost-Julian Rumpf vom Universitätsklinikum Leipzig und Gesa Hartwigsen vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften zeigen nun, dass dieses Verfestigen der geübten Abläufe bereits während kurzer Unterbrechungen des Übens einsetzt und durch Hirnstimulation verbessert werden kann.

Wann genau „merkt“ sich das Gehirn einen neu gelernten Bewegungsablauf? Bisher ging man davon aus, dass die Stabilisierung von gelernten motorischen Abläufen erst einsetzt, wenn das Üben beendet ist und dann über mehrere Stunden abläuft. Forschungsergebnisse legen jedoch nahe, dass bereits in kurzen Pausen während des Übens Wissen über die neuen motorischen Abläufe im Gehirn abgelegt wird. „Wir wollten verstehen, wie relevant die sogenannte Konsolidierung oder Verstetigung in diesen kurzen Pausen während des Übens für das spätere Wiederabrufen nach mehreren Stunden ist und ob wir diese Prozesse mit Hilfe von Hirnstimulation beeinflussen können“, erklärt Erstautor Jost-Julian Rumpf den Forschungsansatz.

Der Neurologe und die MPI-Forscherin Gesa Hartwigsen entwickelten eine Studie mit gesunden Teilnehmerinnen und Teilnehmern, deren Aufgabe es war, eine einfache Zahlen-Abfolge auf einer Tastatur möglichst schnell und korrekt einzutippen. Während des Übens wurden nach einer bestimmten Anzahl von getippten Zahlenabfolgen jeweils kurze Pausen gemacht. Die Wissenschaftler fragten sich, was in den Pausen im Gehirn vor sich geht – könnte es nicht sein, dass es bereits hier offline lernt?

„Die Idee war, mittels magnetischer Stimulation durch die Schädeldecke die motorische Hirnrinde gezielt nur in den kurzen Pausen zwischen den einzelnen Übungseinheiten zu beeinflussen“, berichtet Gesa Hartwigsen. Es zeigte sich, dass die Hirnstimulation während der Pausen den Wiederabruf der gelernten Zahlenabfolge sechs Stunden später verbessert hatte. Obwohl die Teilnehmer während der sechsstündigen Pause nicht mehr weiter geübt hatten, verarbeitete das Gehirn also die erworbenen Abläufe nach der Übungseinheit effektiver und legte eine stabilere Gedächtnisspur an.

Beobachten konnten die Forscher außerdem einen sogenannten „Transfereffekt“ von der trainierten Hand auf die andere Hand. „Wenn wir das Gehirn in den Pausen zwischen den kurzen Übungseinheiten stimuliert haben, konnte die geübte Zahlen-Abfolge nicht nur mit der trainierten Hand besser abgerufen werden, sondern auch mit der anderen Hand“, sagt die Wissenschaftlerin. Als nächstes möchten die Forscher die Effekte aus ihrer Studie bei älteren Menschen untersuchen, die im Vergleich mit Jüngeren oft Einschränkungen bei der Verfestigung nach dem motorischen Lernen haben und perspektivisch besonders von der Stimulation profitieren könnten.

Klimawandel und Umweltzerstörung

Ohne die Ökosysteme auf den Landflächen der Erde könnten unsere Gesellschaft und Wirtschaft nicht existieren. Diese Grundlage ist allerdings in Gefahr – zu diesem Ergebnis kommt der Sonderbericht „Klimawandel und Land“ des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), der heute (08.08.2019) veröffentlicht wurde.

„Umweltzerstörung und der vom Menschen verursachte Klimawandel führen Ökosysteme weltweit an den Rand des Zusammenbruchs. Beides steht in einem engen Zusammenhang: So verstärken die Abholzung von Wäldern, das Trockenlegen von Feuchtgebieten oder eine exzessive Landwirtschaft den Klimawandel. Gleichzeitig destabilisiert der Klimawandel wiederum die Ökosysteme“, sagt Professorin Almut Arneth vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung, dem Campus Alpin des KIT in Garmisch-Partenkirchen, und eine der Autorinnen des aktuellen IPCC-Berichts. Dieser thematisiert die neuesten Erkenntnisse zum Klimawandel und dessen Wechselwirkung mit Aspekten wie Desertifikation, Landdegradierung oder Ernährungssicherheit.

Die Autorinnen und Autoren führen außerdem Handlungsoptionen zur Anpassung an die neuen Bedingungen sowie zur Eindämmung von Klimawandel auf dem Land auf: „Die wissenschaftlichen Erkenntnisse hierzu liegen auf dem Tisch – wir müssen nicht nur den weiteren Verlust von natürlichen Ökosystemen wie Wäldern, Savannen und Feuchtgebieten stoppen, sondern Ökosysteme wiederherstellen. Gleichzeitig müssen wir die Weide- und Landwirtschaft insgesamt klimafreundlicher gestalten. Um dies zu erreichen, ist ein enges Zusammenspiel von Maßnahmen notwendig, von der angepassten Lebensmittelproduktion über die Reduktion von Nahrungsmittelverlusten bis zur Förderung eines nachhaltigeren Konsumverhaltens – also entlang der gesamten Kette von der Produktion bis zum Verbraucher“, so Arneth.

Der Sonderbericht beschäftigt sich entsprechend auch mit der Gestaltung von Gesetzen, Institutionen und staatlichen Steuerungsmechanismen, die aus Sicht der Autorinnen und Autoren am besten geeignet sind, um diese Handlungsoptionen auszuschöpfen. So sollten ganzheitliche und inkludierende Ansätze bevorzugt werden, die dabei marginalisierte Bevölkerungsgruppen nicht ausschließen.

Da Maßnahmen wie die Wiederaufforstung nach Erkenntnissen der Autorinnen und Autoren erst nach vielen Jahren Wirkung zeigen, geben sie außerdem Empfehlungen für sofortiges Handeln, die IPCC-Autorin Almut Arneth wie folgt zusammenfasst: „Die wirksamste und wichtigste Maßnahme gegen den Klimawandel ist es, die menschenverursachten Emissionen von Treibhausgasen rapide und stark einzuschränken. Die Art und Weise, wie wir unser Land nutzen, kann hier durchaus auch zeitnah einen Beitrag leisten, wie beispielsweise schonende Bodenbearbeitung, oder nachhaltige Forstwirtschaft. Aber wir dürfen die Klimawandelminderung nicht dem Land überlassen.“

Klimaschädliches Lachgas – mögliche Lösungen für Landwirtschaft?

Lachgas (N2O) ist als Treibhausgas etwa 300-mal so wirksam wie Kohlendioxid (CO2). Neben dem Ausstoß von CO2 und Methan sind Lachgasemissionen eine der wichtigsten Ursachen für den Klimawandel und tragen aktuell etwa sechs Prozent zur Erderwärmung bei. Verantwortlich dafür ist vor allem der übermäßige Einsatz von Stickstoffdüngern in der Landwirtschaft. Nur etwa 40 Prozent des heute weltweit mittels Kunstdünger in die Natur eingebrachten Stickstoffs wird tatsächlich von Nutzpflanzen aufgenommen.

„Die Beziehung zwischen dem Einsatz von Stickstoff und der Steigerung von Ernteerträgen ist nicht linear. Es gibt einen optimalen Bereich für die Düngung. Ein zusätzlicher Eintrag von Stickstoff führt keinesfalls zu einer größeren Ernte“, sagt der Klimaforscher Clemens Scheer vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Atmosphärische Umweltforschung, dem Campus Alpin des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in Garmisch-Partenkirchen. Er gehört einer internationalen Expertengruppe an, die nun mit Unterstützung der OECD Handlungsempfehlungen für Regierungen und den Agrarsektor ausgearbeitet hat, um das Stickstoffproblem in den Griff zu bekommen. Neben der Bildung von klimaschädlichem Lachgas sei ein übermäßiger Eintrag von Stickstoff nämlich auch für Luftverschmutzung, den zunehmenden Sauerstoffmangel in Küstengewässern sowie für den Verlust von Biodiversität durch Überdüngung von Biotopen mitverantwortlich. „Eine bedarfsorientierte Düngung und neue Technologien wie stabilisierte Langzeitdünger schonen nicht nur die Umwelt, sondern können gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit erhöhen“, so Scheer.

Als weitere Maßnahmen in der Landwirtschaft empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den synthetischen Stickstoff zumindest teilweise durch Stickstoff aus natürlichen Quellen zu ersetzen. Beispielsweise durch organische Düngemittel oder durch den Anbau von stickstofffixierenden Pflanzen wie Hülsenfrüchtlern. Außerdem könnten eine angemessene Fruchtfolge sowie Zwischenfrüchte die Bodenqualität verbessern. Schließlich könnten aber auch die Endverbraucherinnen und -Verbraucher durch verantwortungsvollen Konsum ihren Beitrag leisten, betont Scheer: „Wer den Fleischkonsum reduziert, kann dazu beitragen, dass weniger Futterpflanzen angebaut und gedüngt werden müssen. Und wer weniger Lebensmittel wegwirft, hilft insgesamt, den Bedarf an landwirtschaftlich genutzten Flächen zu reduzieren.“

Pflanzen: Wie Gene aus Blattzellen das Wurzelwachstum beeinflussen.

Pflanzen verfügen über vielfältige und komplexe Kommunikationswege und das aus gutem Grund. Kommunikationsfehler oder „false news“ könnten die Pflanzen nämlich im schlimmsten Fall mit dem Tod bezahlen. Ein Wissenschaftlerteam des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie hat gemeinsam mit internationalen Kooperationspartnern einen völlig neuen Mechanismus der internen Kommunikation bei Pflanzen aufgezeigt.

Wer glaubt, dass es sich bei Pflanzen um Gewächse „ohne Köpfchen“ und Wahrnehmungsfähigkeit handelt, der irrt. Es gibt sie nicht nur in einer ungeheuren Vielfalt an den unterschiedlichsten Standorten, was eine enorme Anpassungsfähigkeit erfordert, nein, sie leisten darüber hinaus eine erstaunliche interne Kommunikationsarbeit, damit Entwicklung und Wachstum koordiniert ablaufen können. Es müssen Entscheidungen darüber getroffen werden, ob neue Blätter gebildet werden sollen, damit ausreichend Fotosynthese betrieben werden kann, oder ob das Wurzelwachstum verstärkt werden soll, da eine größere Wurzeloberfläche benötigt wird, mit der mehr Wasser und Nährstoffe aus dem Boden aufgenommen werden kann, oder sollen eher Abwehrstoffe zur Bekämpfung von Viren, Bakterien, Pilzen oder anderen Angreifern gebildet werden, oder ist es evtl. Zeit die Blüte auszubilden? Damit die richtigen Entscheidungen getroffen und die Aufgaben koordiniert und fehlerfrei erledigt werden können, bedarf es der Aufnahme und Registrierung von Umweltsignalen, der Produktion interner Signale, deren Transport in die relevanten Pflanzenteile, eine sich daran anschließende Verarbeitung, Rückkopplung und Verifizierung, die dann zur richtigen Reaktion führen muss. Fehler bei der Signalerstellung und -verarbeitung oder bei der internen Kommunikation können im schlimmsten Fall zum sofortigen Tod der Pflanze führen und müssen daher auf jeden Fall vermieden werden. Deshalb verfügen Pflanzen über vielfältige und komplexe Kommunikationswege.
Einen neuen Weg konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich, Italien, Hongkong und China in ihrer aktuellen Studie aufzeigen. Sie wiesen nach, dass die Regulation des Wurzelwachstums aus der Ferne über mobile Dolmetscher mit besonderen Eigenschaften erfolgen kann.

Kommunikation vom Blatt zur Wurzel über die Siebröhren

Normaler Weise geht man davon aus, dass in der Zelle, in der ein bestimmtes Gen aktiv ist auch die Übersetzung in das dazugehörige Protein erfolgt. Das Gen wird im Zellkern abgelesen und in eine Transportform übersetzt, die sozusagen als Dolmetscher fungiert und Messenger oder mRNA genannt wird. Die mRNA wird aus dem Kern ins Zellplasma transportiert, um dort an den Ribosomen in Proteine übersetzt zu werden. Die Proteine sind die wichtigen Akteure für ein Lebewesen. Ihre Art, Zusammensetzung und Struktur bestimmen im Wesentlichen die Eigenschaften eines Organismus und sorgen dafür, dass Pflanzen sich entwickeln und wachsen.
Seit einiger Zeit weiß man allerdings, dass die mRNA nicht unbedingt in den Zellen verbleibt, wo das Gen abgelesen wird, sondern dass sie in der Pflanze über weite Strecken transportiert werden kann. So konnte Dr. Friedrich Kragler, Arbeitsgruppenleiter am MPI-MP, bereits in einer früheren Arbeit nachweisen, dass von ca. 2.000 Genen sogenannte mobile mRNAs produziert werden. Der Transport dieser mRNAs erfolgt in den Siebröhren (Phloem) der Pflanzen, in denen Zucker und andere organische Stoffe transportiert werden. Bisher war wenig darüber bekannt, wie die mRNA in eine mobile Transportform überführt wird. „In unserer aktuellen Arbeit konnten wir nicht nur nachweisen, dass bestimmte mRNA Moleküle aus den Blättern in die Wurzeln transportiert werden, um dort das Wurzelwachstum zu fördern, sondern wir konnten auch den Mechanismus aufdecken, der für die Mobilisierung der mRNA verantwortlich ist und belegen, dass am Zielort tatsächlich das entsprechende Protein gebildet wird“, fasst Dr. Kragler die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammen.

Wie Kurzstreckendolmetscher zu Langstreckeninformanten werden

Der Mechanismus, der aus der mRNA einen mobilen Dolmetscher zwischen Blättern und Wurzeln macht, besteht darin, dass einer der Grundbausteine der mRNA eine Abänderung erfährt. Solche Veränderungen sind für die DNA bereits seit längerem bekannt und sind für die Vererbung von neuen Eigenschaften mitverantwortlich, ohne dass dazu eine Mutation im Erbgut auftreten muss. Dieser Mechanismus besteht darin, dass Methylgruppen auf die Cytosinbasen der DNA übertragen werden. Dadurch wird die Aktivität einzelner Gene oder ganzer Chromosomen verändert. Diese Änderungen bezeichnet man als epigenetische Effekte. „Wir konnten erstmalig zeigen, dass eine Cytosinbasen Methylierung auch bei der mRNA eine Funktion hat. Diese Modifikation führt dazu, dass bestimmte mRNA Moleküle, die in Blättern produziert werden, über das Phloem bis in die Wurzel transportiert werden. Diese mRNAs werden in bestimmte Wurzelzellen transportiert und dort in funktionelle Proteine übersetzt. Das wiederum reguliert das Wurzelwachstum“, erläutert Dr. Kragler den Mechanismus. Der Grund für die Regulation aus der Ferne ist wahrscheinlich, dass auf diese Weise Blatt- und Wurzelwachstum aufeinander abgestimmt werden können. Bildet eine Pflanze zu wenig Wurzeln, so werden die Blätter nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt und das Wachstum wird verlangsamt, da die Nährstoffe fehlen. Bildet die Pflanze allerdings zu viele Wurzeln, dann erhält der oberirdische Pflanzenteil zwar mehr Nährstoffe, jedoch wird das Wachstum evtl. trotzdem verlangsamt, da zu viel Energie in das Wurzelwachstum gesteckt wird und zu wenig für das oberirdische Wachstum übrigbleibt. Mit Hilfe von bestimmten regulatorischen mobilen mRNAs könnte sichergestellt werden, dass das Wurzelwachstum zum Nährstoffbedarf der Blätter passt und so die durch Fotosynthese gewonnene Energie möglichst effizient genutzt wird. Im nächsten Schritt werden die Wissenschaftler untersuchen warum nur bestimmte mobile mRNA Moleküle modifiziert werden.

Gesund leben auf einem gesunden Planeten – anders essen und anders produzieren

Eine wachsende Bevölkerung von 10 Milliarden bis 2050 nachhaltig und gesund zu ernähren ist möglich, erfordert jedoch substanzielle Veränderungen unseres Speiseplans – das zeigt der neue Report der EAT-Lancet Kommission. Internationale Experten haben mit der wichtigsten medizinischen Fachzeitschrift erstmals umfassende und detaillierte wissenschaftsbasierte Ziele für eine Ernährungsweise vorgelegt, die sowohl die Gesundheit des Menschen als auch die Gesundheit des Planeten schützt. Dazu gehört eine Verdopplung des Gemüseanteils auf dem Teller und eine Halbierung des Konsums von rotem Fleisch und Zucker. Ungesunde Ernährung ist bereits heute eine der größten Ursachen für Gesundheitsrisiken weltweit und zugleich ein Risiko für die Klimastabilität. Johan Rockström, der als designierter Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und ehemaliger Direktor des Stockholm Resilience Centre einer der führenden Forscher zum Thema planetarer Grenzen ist, ist Ko-Leiter der Lancet Kommission und einer der Hauptautoren des Berichts.

  • Eine wachsende Bevölkerung von 10 Milliarden Menschen bis 2050 mit einer gesunden und nachhaltigen Ernährung zu ernähren, wird unmöglich sein, ohne die Ernährungsgewohnheiten zu verändern, die Lebensmittelproduktion zu verbessern und die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Erste wissenschaftliche Ziele für eine gesunde Ernährung, bei der gesunder Lebensmittelkonsum innerhalb der Grenzen unseres Planeten liegt, erfordern erhebliche Änderungen, sind jedoch in Reichweite.
  • Das tägliche Ernährungsmuster einer planetaren Gesundheitsdiät besteht aus ungefähr 35% der Kalorien als Vollkornprodukte und Knollen, Proteinquellen hauptsächlich aus Pflanzen – aber einschließlich ungefähr 14 g rotem Fleisch pro Tag – und 500 g Gemüse und Obst pro Tag.
  • Um auf dieses neue Ernährungsmuster umzustellen, muss der weltweite Verbrauch von Nahrungsmitteln wie rotem Fleisch und Zucker um etwa 50% gesenkt werden, während sich der Verbrauch von Nüssen, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten verdoppeln muss.
  • Ungesunde Ernährung ist weltweit die häufigste Ursache für Krankheiten und kann dazu führen, dass jährlich etwa 11 Millionen vorzeitige Todesfälle vermieden werden.
  • Eine Umstellung auf eine umweltfreundliche Ernährung würde sicherstellen, dass das globale Nahrungsmittelsystem innerhalb der planetarischen Grenzen für die Nahrungsmittelproduktion existiert, z. B. hinsichtlich Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt, Land- und Süßwassernutzung sowie Nährstoffkreisläufen.

Die Transformation des globalen Nahrungsmittelsystems ist dringend erforderlich, da mehr als 3 Milliarden Menschen unterernährt sind (einschließlich Menschen, die unterernährt und überernährt sind) und die Nahrungsmittelproduktion die Grenzen der Erde überschreitet – was den Klimawandel, den Verlust der biologischen Vielfalt und die Umweltverschmutzung durch zu hohen Stickstoffverbrauch vorantreibt und Phosphordünger und nicht nachhaltige Veränderungen in der Wasser- und Landnutzung.

Die Ergebnisse stammen von der EAT-Lancet-Kommission, die die ersten wissenschaftlichen Ziele für eine gesunde Ernährung aus einem nachhaltigen Lebensmittelproduktionssystem liefert, das innerhalb der planetarischen Grenzen für Lebensmittel arbeitet. Der Bericht befürwortet Diäten, die aus einer Vielzahl pflanzlicher Lebensmittel mit geringen Mengen tierischer Lebensmittel, raffiniertem Getreide, stark verarbeiteten Lebensmitteln und zugesetztem Zucker sowie ungesättigten und nicht gesättigten Fetten bestehen.

Die menschliche Ernährung verbindet untrennbar die Nachhaltigkeit von Gesundheit und Umwelt und hat das Potenzial, beides zu fördern. Die gegenwärtigen Ernährungsgewohnheiten treiben die Erde jedoch über ihre Planetengrenzen hinaus und verursachen gleichzeitig Krankheiten. Dies gefährdet sowohl die Menschen als auch den Planeten. Die Bereitstellung gesunder Ernährung aus nachhaltigen Nahrungsmittelsystemen ist eine unmittelbare Herausforderung, da die Bevölkerung weiter wächst – bis 2050 sollen es 10 Milliarden Menschen sein – und wohlhabender wird (mit der Erwartung eines höheren Verbrauchs tierischer Lebensmittel).

Um dieser Herausforderung zu begegnen, müssen Ernährungsumstellungen mit einer verbesserten Lebensmittelproduktion und einer Verringerung der Lebensmittelverschwendung einhergehen. Die Autoren betonen, dass beispiellose globale Zusammenarbeit und Engagement erforderlich sein werden, zusammen mit unmittelbaren Veränderungen wie der Neuausrichtung der Landwirtschaft auf die Erzeugung von verschiedenen nährstoffreichen Pflanzen und einer verbesserten Steuerung der Land- und Ozeannutzung.

„Die Lebensmittel, die wir essen und wie wir sie produzieren, bestimmen die Gesundheit der Menschen und des Planeten, und wir verstehen das derzeit ernsthaft falsch“, sagt einer der Kommissionsautoren, Professor Tim Lang, City, Universität London, UK. „Wir müssen grundlegend überarbeitet werden und das globale Nahrungsmittelsystem in einem bisher nicht gekannten Ausmaß auf eine Weise verändern, die den Gegebenheiten jedes Landes angemessen ist. Dies ist zwar ein politisches Neuland und diese Probleme sind nicht einfach zu lösen, aber dieses Ziel ist in greifbarer Nähe und es gibt Möglichkeiten, die internationale, lokale und geschäftliche Politik anzupassen. Die wissenschaftlichen Ziele, die wir für eine gesunde, nachhaltige Ernährung festgelegt haben, sind eine wichtige Grundlage, die diesen Wandel unterstützen und vorantreiben wird. “

Die Kommission ist ein dreijähriges Projekt, an dem 37 Experten aus 16 Ländern mit Fachkenntnissen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, ökologische Nachhaltigkeit, Lebensmittelsysteme, Wirtschaft und politische Steuerung teilnehmen .

Wissenschaftliche Ziele für eine gesunde Ernährung – die planetare Gesundheitsdiät

Obwohl die Nahrungsmittelproduktion in den letzten 50 Jahren zu einer Verbesserung der Lebenserwartung und zur Verringerung von Hunger, Kinder- und Kindersterblichkeit sowie globaler Armut beigetragen hat, werden diese Vorteile jetzt durch die globale Verlagerung hin zu ungesunden Diäten mit hohem Kalorien-, Zucker-, Stärkegehalt und Zuckergehalt ausgeglichen tierische Lebensmittel und wenig Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen sowie Fisch.

Die Autoren argumentieren, dass der Mangel an wissenschaftlichen Zielen für eine gesunde Ernährung die Bemühungen zur Umgestaltung des Nahrungsmittelsystems behindert hat. Auf der Grundlage der besten verfügbaren Erkenntnisse schlägt die Kommission ein Ernährungsschema vor, das den Ernährungserfordernissen entspricht, die Gesundheit fördert und es der Welt ermöglicht, innerhalb der planetarischen Grenzen zu bleiben.

Verglichen mit den derzeitigen Diäten wird die weltweite Annahme der neuen Empfehlungen bis 2050 einen Rückgang des weltweiten Verbrauchs von Nahrungsmitteln wie rotem Fleisch und Zucker um mehr als 50% erfordern, während der Verbrauch von Nüssen, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten um mehr als zwei Prozent zunehmen muss. falten. Globale Ziele müssen lokal angewendet werden – zum Beispiel essen Länder in Nordamerika fast das 6,5-fache der empfohlenen Menge an rotem Fleisch, während Länder in Südasien nur die Hälfte der empfohlenen Menge essen. Alle Länder verzehren mehr stärkehaltiges Gemüse (Kartoffeln und Maniok) als empfohlen. Die Zufuhr liegt zwischen dem 1,5-fachen der Empfehlung in Südasien und dem 7,5-fachen in Afrika südlich der Sahara.

„Die Ernährung der Welt muss sich dramatisch ändern. Mehr als 800 Millionen Menschen haben zu wenig zu essen, während viele mehr eine ungesunde Ernährung zu sich nehmen, die zu vorzeitigem Tod und Krankheit beiträgt “, sagt Co-Lead-Kommissar Dr. Walter Willett von der Harvard University, USA. „Um gesund zu sein, müssen Diäten eine angemessene Kalorienaufnahme haben und aus einer Vielzahl von pflanzlichen Lebensmitteln, geringen Mengen tierischer Lebensmittel, ungesättigten anstatt gesättigten Fetten und wenigen raffinierten Körnern, stark verarbeiteten Lebensmitteln und zugesetzten Zuckern bestehen. Die von uns vorgeschlagenen Aufnahmebereiche für Lebensmittelgruppen ermöglichen eine flexible Anpassung an verschiedene Lebensmittelarten, landwirtschaftliche Systeme, kulturelle Traditionen und individuelle Ernährungspräferenzen – einschließlich zahlreicher Ernährungsweisen für Allesfresser, Vegetarier und Veganer. “

Basierend auf einer Diät von 2.500 kcal / Tag bestehen die Diätziele aus einer täglichen kombinierten Aufnahme von:

Essen Gruppe Aufnahmebereich für Makronährstoffe (Gramm / Tag), einschließlich Bereiche Kalorienaufnahme (kcal / Tag)
Wichtige Kohlenhydratquellen – 0-60% der Energie
Vollkornprodukte (wie Reis, Weizen, Mais), trocken 232 Gramm (angepasst, um das Energieziel zu erreichen) 811
Stärkehaltiges Gemüse (Kartoffeln und Maniok) 50 (0-100) Gramm 39
Eiweiß – ca. 15% der Energieaufnahme
Rind oder Lamm 7 (0-14) Gramm 15
Schweinefleisch 7 (0-14) Gramm 15
Geflügel 29 (0-58) Gramm 62
Eier 13 (0-25) Gramm (ungefähr 1,5 Eier pro Woche) 19
Fisch (einschließlich Schalentiere) 28 (0-100) Gramm 40
Trockene Bohnen, Linsen oder Erbsen 50 (0-100) Gramm 172
Soja-Lebensmittel, trocken 25 (0-50) Gramm 112
Erdnüsse 25 (0-75) Gramm 142
Nüsse 25 (0-75) Gramm 149
Milchprodukte (Vollmilch und Milchprodukte wie Käse) 250 (0-500) Gramm 153
Obst und Gemüse
Gemüse 300 (200-600) Gramm, einschließlich 100 Gramm dunkelgrünes Gemüse, 100 Gramm rotes und orangefarbenes Gemüse und 100 Gramm anderes Gemüse 23 – Dunkelgrünes Gemüse

30 – Rot- und Orangengemüse

25 – Anderes Gemüse

Früchte 200 (100-300) Gramm 126
Fette hinzugefügt
Palmöl 6,8 (0-6,8) Gramm 60
Ungesättigte Öle (Olivenöl, Sojaöl, Rapsöl, Sonnenblumenöl und Erdnussöl) 40 (20-80) Gramm 354
Milchfette (wie Butter) 0 Gramm 0
Schmalz oder Talg 5 (0-5) Gramm 36
Zucker hinzugefügt
Alle Süßstoffe 31 (0-31) Gramm 120

Die Autoren schätzen, dass die weitverbreitete Anwendung einer solchen Diät die Aufnahme der meisten Nährstoffe verbessern würde – die Erhöhung der Aufnahme von gesunden einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren und die Verringerung des Verbrauchs von ungesunden gesättigten Fetten. Es würde auch die Aufnahme essentieller Mikronährstoffe (wie Eisen, Zink, Folsäure und Vitamin A sowie Kalzium in Ländern mit niedrigem Einkommen) erhöhen, mit Ausnahme von Vitamin B12, wo unter bestimmten Umständen eine Ergänzung oder Anreicherung erforderlich sein könnte.

Sie modellierten auch die möglichen Auswirkungen der weltweiten Einführung der Diät auf Todesfälle aufgrund ernährungsbedingter Krankheiten. Je drei Modelle zeigten erhebliche gesundheitliche Vorteile, was darauf hindeutet, dass die weltweite Einführung der neuen Diät zwischen 10,9 und 11,6 Millionen vorzeitige Todesfälle pro Jahr verhindern und die Zahl der Todesfälle bei Erwachsenen um 19 bis 23,6% senken könnte.

Die Autoren heben hervor, dass sich die Daten zu Ernährung, menschlicher Gesundheit und ökologischer Nachhaltigkeit ständig weiterentwickeln und Unsicherheiten einschließen. Daher beziehen sie Bereiche in ihre Schätzungen ein, sind jedoch vom Gesamtbild überzeugt. Professor Lang sagt: „Während sich im 20. Jahrhundert in China, Brasilien, Vietnam und Finnland große Veränderungen im Nahrungsmittelsystem vollzogen haben und veranschaulichen, dass sich Diäten schnell ändern können, hat die Menschheit nie versucht, das Nahrungsmittelsystem so radikal und so schnell zu ändern Rahmen. Die Menschen könnten vor unbeabsichtigten Konsequenzen warnen oder argumentieren, dass der Handlungsbedarf verfrüht ist. Die Evidenz reicht jedoch aus und ist stark genug, um Maßnahmen zu rechtfertigen, und jede Verzögerung wird die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass wichtige Gesundheits- und Klimaziele nicht erreicht werden. “

Lebensmittel Nachhaltigkeit

Seit Mitte der 1950er Jahre hat das Tempo und das Ausmaß der Umweltveränderungen exponentiell zugenommen. Die Nahrungsmittelproduktion ist die größte Quelle für Umweltzerstörung. Um nachhaltig zu sein, muss die Nahrungsmittelproduktion innerhalb der lebensmittelbedingten planetarischen Grenzen für den Klimawandel, den Verlust der biologischen Vielfalt, die Land- und Wassernutzung sowie für Stickstoff- und Phosphorkreisläufe erfolgen. Die Produktion muss aber auch nachhaltig intensiviert werden, um dem wachsenden Nahrungsmittelbedarf der Weltbevölkerung gerecht zu werden.

Dies erfordert eine Dekarbonisierung der landwirtschaftlichen Produktion, indem der Einsatz fossiler Brennstoffe und die Landnutzungsänderungsverluste von CO2 in der Landwirtschaft beseitigt werden. Darüber hinaus sind ein Verlust der biologischen Vielfalt, eine Nettoausweitung der landwirtschaftlichen Nutzflächen auf natürliche Ökosysteme und drastische Verbesserungen bei der Effizienz der Düngemittel- und Wassernutzung erforderlich.

Die Autoren schätzen den minimalen, unvermeidbaren Ausstoß von Treibhausgasen, um bis 2050 10 Milliarden Menschen mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen [3]. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Nicht-CO2-Treibhausgasemissionen von Methan und Distickstoffmonoxid [4] im Jahr 2050 zwischen 4,7 und 5,4 Gigatonnen liegen werden, wobei die derzeitigen Emissionen im Jahr 2010 bereits auf 5,2 Gigatonnen geschätzt werden. Dies legt nahe, dass die Dekarbonisierung des Weltenergiesystems notwendig ist Fortschritte schneller als erwartet, um der Notwendigkeit gerecht zu werden, Menschen gesund zu ernähren, ohne den Planeten weiter zu schädigen.

Der Phosphorkonsum muss ebenso reduziert werden (von 17,9 auf 6 bis 16 Teragramme) wie der Verlust der biologischen Vielfalt (von 100 auf 1 bis 80 Aussterben pro Million Arten pro Jahr).

Auf der Grundlage ihrer Schätzungen kann die derzeitige Stickstoff-, Land- und Wassernutzung innerhalb der prognostizierten Grenze von 2050 liegen (von 131,8 Teragrammen im Jahr 2010 auf 65 bis 140 im Jahr 2050, von 12,6 Mio. km2 im Jahr 2010 auf 11 bis 15 Mio. km2 im Jahr 2050). und von 1,8 Mio. km3 im Jahr 2010 gegenüber 1 bis 4 Mio. km3), wird jedoch weitere Anstrengungen erfordern, um dieses Niveau aufrechtzuerhalten. Die Grenzwertschätzungen unterliegen Unsicherheiten und müssen kontinuierlich aktualisiert und verfeinert werden.

Anhand dieser Grenzziele modellierten die Autoren verschiedene Szenarien, um ein nachhaltiges Nahrungsmittelsystem zu entwickeln und eine gesunde Ernährung bis 2050 zu gewährleisten Es wird weniger Lebensmittelverschwendung während der Produktion und am Ort des Verbrauchs benötigt, und es reicht keine einzige Maßnahme aus, um alle Grenzen einzuhalten.

„Die Entwicklung und Implementierung nachhaltiger Lebensmittelsysteme, die eine gesunde Ernährung für eine wachsende und wohlhabendere Weltbevölkerung ermöglichen, stellt eine gewaltige Herausforderung dar. Nicht weniger als eine neue globale Agrarrevolution. Die gute Nachricht ist, dass dies nicht nur machbar ist, sondern dass wir zunehmend Beweise dafür haben.“ Dies kann durch eine nachhaltige Intensivierung erreicht werden, die sowohl Landwirten als auch Verbrauchern und der Umwelt zugute kommt “, sagt Kommissionsmitglied Professor Johan Rockström vom Stockholm Resilience Center in Schweden und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in Deutschland.

„Die Menschheit stellt jetzt eine Bedrohung für die Stabilität des Planeten dar. Die Nachhaltigkeit des Lebensmittelsystems muss daher aus planetarischer Sicht definiert werden. Fünf wichtige Umweltprozesse regulieren den Zustand des Planeten. Unsere Definition einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion erfordert, dass wir keine zusätzlichen verwenden.“ Land, Schutz der vorhandenen Artenvielfalt, Reduzierung des Verbrauchs von Wasser und verantwortungsbewusster Umgang mit Wasser, erhebliche Reduzierung der Stickstoff- und Phosphorbelastung, keine Kohlendioxidemissionen und keine weitere Zunahme der Methan- und Lachgasemissionen Praktiken, aber durch die Definition und Quantifizierung eines sicheren Betriebsraums für Lebensmittelsysteme können Diäten identifiziert werden, die die menschliche Gesundheit fördern und die ökologische Nachhaltigkeit unterstützen. “fährt Professor Rockström fort

Das globale Nahrungsmittelsystem verändern

Die Kommission schlägt fünf Strategien vor, um anzupassen, was die Menschen essen und wie es hergestellt wird.

Erstens sind Strategien erforderlich, um die Menschen zu ermutigen, sich gesund zu ernähren, einschließlich einer Verbesserung der Verfügbarkeit und des Zugangs zu gesunden Lebensmitteln durch eine verbesserte Logistik und Lagerung, eine erhöhte Lebensmittelsicherheit und Strategien, die den Einkauf aus nachhaltigen Quellen fördern. Neben Werbebeschränkungen und Aufklärungskampagnen ist auch die Erschwinglichkeit von entscheidender Bedeutung, und die Lebensmittelpreise müssen die Produktions- und Umweltkosten widerspiegeln. Da dies die Kosten für die Verbraucher erhöhen kann, kann ein sozialer Schutz für schutzbedürftige Gruppen erforderlich sein, um eine anhaltende Ernährungsschwäche in einkommensschwachen Gruppen zu vermeiden.

Strategien zur Neuausrichtung der Landwirtschaft von der Erzeugung großer Mengen an Kulturpflanzen auf die Erzeugung verschiedener nährstoffreicher Kulturpflanzen sind erforderlich. Gegenwärtig liefern kleine und mittlere Betriebe mehr als 50% der essentiellen Nährstoffe für die weltweite Nahrungsmittelversorgung. Die globale Agrarpolitik sollte die Erzeuger dazu anregen, nahrhafte pflanzliche Lebensmittel anzubauen, Programme zu entwickeln, die verschiedene Produktionssysteme unterstützen, und die Forschungsgelder für Möglichkeiten zur Verbesserung von Ernährung und Nachhaltigkeit aufzustocken. In einigen Zusammenhängen ist die Tierhaltung wichtig für die Ernährung und das Ökosystem, und die Vorteile und Risiken der Tierhaltung sollten von Fall zu Fall geprüft werden.

Eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft wird ebenfalls von zentraler Bedeutung sein und muss die lokalen Bedingungen berücksichtigen, um zur Anwendung geeigneter landwirtschaftlicher Praktiken und zur Erzeugung nachhaltiger, qualitativ hochwertiger Pflanzen beizutragen.

Ebenso wichtig ist eine wirksame Steuerung der Land- und Ozeannutzung, um die natürlichen Ökosysteme zu erhalten und die Versorgung mit Nahrungsmitteln sicherzustellen. Dies könnte erreicht werden, indem intakte Naturgebiete an Land geschützt werden (potenziell durch Anreize), die Rodung von Land verboten, degradiertes Land wiederhergestellt, schädliche Fischereisubventionen beseitigt und mindestens 10% der Meeresgebiete für die Fischerei gesperrt werden (einschließlich der hohen See, um Fischbänke zu schaffen) ).

Schließlich muss die Lebensmittelverschwendung mindestens halbiert werden. Der Großteil der Lebensmittelverschwendung entsteht in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen während der Lebensmittelproduktion aufgrund einer schlechten Ernteplanung, mangelndem Zugang zu Märkten, die den Verkauf von Produkten verhindern, und mangelnder Infrastruktur zur Lagerung und Verarbeitung von Lebensmitteln. Bessere Investitionen in Technologie und Bildung für Landwirte sind erforderlich. Lebensmittelabfälle sind auch ein Problem in Ländern mit hohem Einkommen, in denen sie hauptsächlich von Verbrauchern verursacht werden. Sie können durch Kampagnen behoben werden, um die Einkaufsgewohnheiten zu verbessern, das Mindesthaltbarkeitsdatum und das Mindesthaltbarkeitsdatum zu ermitteln und die Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln zu verbessern. Portionsgrößen und Verwendung von Resten.

Dr. Richard Horton, Chefredakteur von The Lancet, sagt: „Mangelhafte Ernährung ist ein wesentlicher Treiber und Risikofaktor für Krankheiten. Es gab jedoch ein globales Versagen, dieses Problem anzugehen. Es ist jedermanns und niemandes Problem. “

Er fährt fort: „Die von dieser Kommission geforderte Transformation ist nicht oberflächlich oder einfach und erfordert die Konzentration auf komplexe Systeme, Anreize und Vorschriften, wobei Gemeinden und Regierungen auf mehreren Ebenen eine Rolle bei der Neudefinition unserer Ernährungsgewohnheiten spielen müssen. Unsere Verbindung zur Natur ist die Antwort, und wenn wir auf eine Weise essen können, die sowohl für unseren Planeten als auch für unseren Körper funktioniert, wird das natürliche Gleichgewicht der Ressourcen des Planeten wiederhergestellt. Die Natur, die verschwindet, ist der Schlüssel zum menschlichen und planetarischen Überleben. “

Die EAT-Lancet-Kommission ist einer von mehreren Berichten zur Ernährung, die The Lancet im Jahr 2019 veröffentlicht. Die nächste Kommission – Das globale Syndem für Fettleibigkeit, Unterernährung und Klimawandel – wird im Laufe dieses Monats veröffentlicht.

Diese Studie wurde vom Wellcome Trust und EAT (speziell von der Wellcome Trust and Stordalen Foundation) finanziert. Das Stockholm Resilience Center war der wissenschaftliche Koordinator des Berichts.

Artikel: Walter Willett, Johan Rockström, Brent Loken, Marco Springmann, Tim Lang, Sonja Vermeulen, Tara Garnett, David Tilman, Fabrice DeClerck, Amanda Wood, Malin Jonell, Michael Clark, Linie J. Gordon, Jessica Fanzo, Corinna Hawkes, Rami Zurayk, Juan A. Rivera, Wim de Vries, Lindiwe Majele Sibanda, Abhishek Chaudhary, Mario Herrero, Rina Agustina, Francesco Branca, Anna Lartey, Fan von Shenggen, Beatrice Crona, Elisabeth Fox, Victoria Bignet, Max Troell, Therese Lindahl Sudhvir Singh, Sarah E. Cornell, K. Srinath Reddy, Sunita Narain, Sania Nishtar, Christopher J. L. Murray (2019): Lebensmittel im Anthropozän: die EAT-Lancet-Kommission für gesunde Ernährung aus nachhaltigen Lebensmittelsystemen. Die Lanzette. DOI: [ 10.1016 / S0140-6736 (18) 31788-4]


Weblink zum Artikel: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(18)31788-4/fulltext?


Weblink zu weiteren Informationen rund um die Studie:

https://www.thelancet.com/commissions/EAT

Weitere Informationen zur Arbeit der EAT-Lancet Commission on Food, Planet, Health mit Kurzbriefings für Landwirte, Gesundheitsexperten, Politikvertreter etc.:
https://eatforum.org/eat-lancet-commission/