Gewinner des 48. Grimme-Preises 2012 bekanntgegeben

Eindrucksvolle, zupackende und nachdrückliche Dokumentationen, herausragende Fernsehfilme mit einem großen Themenspektrum und originelle Unterhaltungsformate prägen den Grimme-Preisjahrgang 2012.“ Diese Bilanz zog der Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann, bei der Bekanntgabe der diesjährigen Grimme-Preise auf der heutigen Pressekonferenz in Düsseldorf. Insgesamt werden zwölf Produktionen in den drei Wettbewerbskategorien Fiktion, Information & Kultur sowie Unterhaltung ausgezeichnet.

„Der von den Jurys in einem mehrwöchigen Verfahren beurteilte Jahrgang“, so Kammann weiter, „unterstreicht, dass im deutschen Fernsehen an der Spitze herausragende Leistungen zu finden sind, welche auch im internationalen Vergleich einen hohen Rang einnehmen.“ Sie stünden für inhaltliche Breite, formale Vielfalt, professionelle Qualität und einen großen Reichtum an individuellen Handschriften.

Kategorie Fiktion

Im Bereich Fiktion geht einer der fünf Preise an den Film „Homevideo“ (ARTE/NDR/BR), der sich mit den Folgen von Cyber-Mobbing in der Schule auseinandersetzt. Neben Regisseur Kilian Riedhof erhalten Drehbuchautor Jan Braren, Kameramann Benedict Neuenfels sowie die Jung-Schauspieler Jonas Nay und Sophie Boehme namentlich die Auszeichnung.

Der Preis-Film „Liebesjahre“ (ZDF) erzählt als Kammerspiel die Geschichte eines geschiedenen Ehepaars, das sein früheres Haus verkaufen will und sich – in Anwesenheit der neuen Partner – auf eine Reise in die gemeinsame Vergangenheit begibt. Hier werden die Schauspieler Iris Berben, Peter Simonischeck, Nina Kunzendorf und Axel Milberg sowie Regisseur Matti Geschonneck und Autor Magnus Vattrodt ausgezeichnet.

Der Film „Die Hebamme – Auf Leben und Tod“ (ZDF/ORF) erzählt die Geschichte einer jungen Geburtshelferin, die durch ihre Arbeit im Tirol des frühen 19. Jahrhunderts in persönliche Konflikte mit der Schulmedizin und ihrem eigenen Glauben gerät. Hauptdarstellerin Brigitte Hobmeier erhält ebenso einen Grimme-Preis wie Regisseurin Dagmar Hirtz, Drehbuchautor Peter Probst sowie Bildgestalter Jo Heim.

Im Preis-Fernsehfilm „Ein guter Sommer“ (ARD/HR) finden drei Hauptfiguren zueinander, die eine neue Leichtigkeit des Lebens kennenlernen und dabei ihren tristen Alltag hinter sich lassen. Neben den drei Darstellern Andreas Schmidt, Devid Striesow und Jördis Triebel erhalten für diesen Film Regisseur und Autor Edward Berger und Autor Michael Schenk eine Auszeichnung.

Für das drei Filme verklammernde ARD-Projekt „Dreileben“ (ARD/BR/ Degeto/WDR) vergibt die Jury einen Grimme-Preis „Spezial“ an die Regisseure Dominik Graf, Christian Petzold und Christoph Hochhäusler. In „Etwas Besseres als den Tod“, „Komm mir nicht nach“ und „Eine Minute Dunkel“ erzählt jeder Film einen anderen Aspekt von der Jagd nach einem flüchtigen Sexualstraftäter. Für Dominik Graf ist dies der zehnte Grimme-Preis.

Im Wettbewerbskontingent Unterhaltung werden zwei Formate mit einer Auszeichnung bedacht. 

Die Serie „Der Tatortreiniger“ (NDR) zeigt den skurrilen Alltag von Heiko „Schotty“ Schotte, der die äußeren Folgen eines Mords beseitigen muss. Preisträger sind hier Hauptdarsteller Bjarne Mädel, Regisseur Arne Feldhusen, Drehbuchautorin Mizzi Meyer sowie Benjamin Ikes für den Schnitt. In der Reihe „Walulis sieht fern“ (Tele5) spießt Preisträger Philipp Walulis in witzig-entlarvender Weise die Muster populärer Fernsehformate auf und entwickelt dabei ganz eigene Unterhaltungslinien.

Kategorie Information & Kultur

Insgesamt fünf Produktionen werden in der Kategorie Information & Kultur mit einer Grimme-Trophäe ausgezeichnet. In dieser Kategorie, so Grimme-Preis Referent Ulrich Spies, „spiegelt sich erneut in verblüffender Weise der breite medial vermittelte Diskurs über aktuelle gesellschaftliche Probleme – Wutbürger, Missbrauch, politischer Wandel – wider.“

Für die Dokumentation „Geschlossene Gesellschaft – Der Missbrauch in der Odenwaldschule“ (ARD/SWR/HR), welche die Aufdeckung des jahrelangen Missbrauchs von Schülern an diesem einst als vorbildlich angesehen Internat nachzeichnet, werden Luzia Schmid und Regina Schilling für Buch und Regie ausgezeichnet.

„Alarm am Hauptbahnhof – Auf den Straßen von Stuttgart 21“ (ARD/ SWR) beobachtet die Entwicklung rund um die Auseinandersetzung über die Verlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofes und lässt Befürworter und Gegner zu Wort kommen. Für diese Produktion wird Wiltrud Baier und Sigrun Köhler für Buch und Regie die Auszeichnung zugesprochen.

Der mit einem Preis bedachte Dokumentarfilm „Die Jungs vom Bahnhof Zoo“ (rbb/NDR) begleitet in einer dichten Milieubeobachtung aktuelle und ehemalige Berliner Stricher im Raum zwischen Existenzängsten und Zukunftsträumen. Autor und Regisseur Rosa von Praunheim wird hierfür mit einer Grimme-Trophäe ausgezeichnet.

Für die Dokumentation „The Other Chelsea“ (ZDF) wird Autor und Regisseur Jakob Preuss mit dem Grimme-Preis geehrt. Sein Film handelt vom Alltagsleben der Menschen im ukrainischen Donez-Becken und der Flucht in internationale Fußball-Träume, die Politiker und Neureiche für sich nutzen wollen.

Die Macherinnen der Dokumentation „Mein Leben – Die Fotografin Sybille Bergemann“ (ARTE/ZDF), Regisseurin Sabine Michel und Autorin Maria Wischnewski, bekommen ebenfalls einen Preis in der Kategorie Information & Kultur. In ihrem Film zeichnen sie ein subtiles Porträt der Fotografin, die in der DDR stilbildend war.

Drei Sonderpreise

„Mein Leben – Die Fotografin Sybille Bergemann“ (ARTE/ZDF) erhält neben dem Grimme-Preis auch den Publikumspreis der Marler Gruppe. Zusätzlich werden hier noch Uwe Mann für die Bildgestaltung und Ann-Christin Hornberger für die Redaktion ausgezeichnet.

Den mit 10.000 Euro dotierten Sonderpreis Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen erhält die Reihe „Du bist kein Werwolf“ (Ki.KA/WDR), in der in kind- und jugendgerechter Art vielfältige Fragen zum Thema Pubertät behandelt werden. Namentlich ausgezeichnet werden hier Moderator Ralph Caspers, Redakteurin Manuela Kalupke und Produzent Ralf Dölfs.

Das Eberhard-Fechner-Förderstipendium der VG Bild-Kunst geht in diesem Jahr an die Regisseurin Brigitte Bertele für ihren Film „Der Brand“ (SWR). Sie erzählt darin die Geschichte einer jungen Frau, die nach einer Vergewaltigung nicht mehr ohne den Kontakt zu ihrem Peiniger leben kann.

Die Besondere Ehrung des Stifters des Grimme-Preises erhält in diesem Jahr, wie bereits im Januar bekanntgegeben, die Schauspielerin Hannelore Hoger für ihre besonderen Verdienste um das deutsche Fernsehen.

Die Preisverleihung findet am 23. März 2012 im Theater der Stadt Marl statt. Moderiert wird sie von Michael Steinbrecher, die musikalischen Akzente setzt das Ensemble Salut Salon. Die Preisgala wird zeitversetzt am selben Abend um 22.25 Uhr auf 3sat ausgestrahlt. Auf http://www.3sat.de lässt sich die Preisverleihung ab 19 Uhr live im Internet verfolgen.

Mit dem Grimme-Preis werden Fernseh-Produktionen ausgezeichnet, die laut Statut in Form und Inhalt modellhaft für die Fernsehpraxis sind.

Alle wichtigen Informationen zu den diesjährigen Preisträgern finden Sie unter www.grimme-preis.de

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