Deutschlands Grasfrösche: Allgegenwärtig und doch unerforscht

Überraschend sind die Ergebnisse, die Wissenschaftler des Museums für Naturkunde in Berlin in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Zoology über den in Deutschland weit verbreiteten Grasfrosch veröffentlicht haben. Ziel der Studie war herauszufinden, welche Lebensraumeigenschaften für diese Froschart entscheidend sind, um sich fortzupflanzen. Nach einer Umweltanalyse an 83 Gewässern zeigte sich, dass Faktoren wie z.B. Gewässergröße, Pflanzenbewuchs und Temperatur, die bislang für Amphibien als wichtige Anzeiger für die Eignung eines Habitats angesehen und für die Planung von Schutzmaßnahmen herangezogen wurden, keinen Einfluss hatten.

Weitere Studien werden dringend erforderlich. 

Um Tiere und Pflanzen, auch in Zeiten des Umwelt- und Klimawandels langfristig schützen zu können, ist eine genaue Kenntnis ihrer Ansprüche wichtig. „Die Lebensraumwahl von Wirbeltieren und damit auch die von Amphibien gelten in Deutschland allgemein als gut erforscht. Dass das nicht der Fall ist und weitere Studien dringend notwendig werden, zeigen unsere überraschenden Arbeitsergebnisse“, so Mark-Oliver Rödel, Kustos für Amphibien und Reptilien am Museum für Naturkunde Berlin.

Gruppe von Grasfröschen (Rana temporaria) bei der Paarung (Foto: Franziska Grözinger)

Da Amphibien sehr sensibel auf Veränderungen ihrer Umwelt reagieren, sind exakte Informationen über ihre Anforderungen an den Lebensraum wichtig, um nachhaltige Schutzmaßnahmen treffen zu können. Das Ziel der Studie war es deshalb herauszufinden, welche Lebensraumeigenschaften für diese Froschart entscheidend sind, sich in einem bestimmten Gewässer fortzupflanzen. Da nur die Wahl geeigneter Gewässer eine erfolgreiche Fortpflanzung und damit den langfristigen Fortbestand der Art ermöglicht, haben Franziska Grözinger und Mark Oliver Rödel vom Museum für Naturkunde in Zusammenarbeit mit Kollegen der Universitäten Würzburg und Bayreuth, eine Grasfroschpopulation im Naturpark Steigerwald in Unterfranken sieben Jahre lang untersucht.

Die Forscher konnten eine deutliche Präferenz des Grasfrosches für bestimmte Gewässer, die jährlich zur Fortpflanzung aufgesucht werden, zeigen. Um zu klären, was ein geeignetes Laichgewässer ausmacht, führten die Wissenschaftler eine detaillierte Umweltanalyse an 83 Gewässern durch, bei der über 40 verschiedene Faktoren in aufwändiger Feldarbeit erfasst und statistisch ausgewertet wurden. Zu ihrem Erstaunen zeigte sich, dass Faktoren wie die Gewässergröße, der Bewuchs mit Pflanzen im und um das Gewässer, die Anwesenheit von Räubern oder die Temperatur keinen erkennbaren Einfluss auf die Wahl des Grasfrosches hatten.

Dies ist erstaunlich da dies Faktoren sind, die bislang für Amphibien als wichtige Anzeiger für die Eignung eines Habitats angesehen und häufig für die Planung von Schutzmaßnahmen herangezogen wurden. Diese Ergebnisse machen deutlich, dass die Biologie selbst einer so häufigen Art wie des Grasfrosches komplexer ist als bislang angenommen. Um diese und andere heimische Arten langfristig, auch in Zeiten des Umwelt- und Klimawandels nachhaltig schützen zu können, werden weitere detaillierte ökologische Studien dringend benötigt.

Quelle:  Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung

Trauer, die krank macht

Trauer kann Entzündungen hervorrufen / Genvariante schützt manche Menschen / Veröffentlichung in „Brain, Behavior and Immunity“

Nach dem Tod des Partners erkranken die Witwe oder der Witwer häufig, manche sterben sogar. Einige Hinterbliebene bleiben jedoch von diesem so genannten „widow hood Effekt“ verschont. Ein Wissenschaftlerteam hat nun nachgewiesen, dass der Verteilung des Phänomens eine Genveränderung bei den Trauernden zu Grunde liegen könnte. Erstautor der im Fachjournal „Brain, Behavior and Immunity“ veröffentlichten Studie ist Christian Schultze-Florey, Medizinstudent der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Zur Forschergruppe gehören Professor Dr. Harald Gündel, ehemals Leiter der MHH-Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie und nun Leiter der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm, sowie Forscher der University of California, Los Angeles, und der University of Arizona.

Psychischer Stress, wie zum Beispiel das unvorbereitete Halten einer Rede vor großem Publikum, führt kurzzeitig zu erhöhten Markern im Blut, die Entzündungen im Körper anzeigen. Hält der Stress an, wie zum Beispiel bei Menschen, die einen schwerkranken Familienangehörigen pflegen, liegen diese Entzündungsmarker häufig dauerhaft erhöht vor. Dies kann in der Folge zu Arteriosklerose, Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Das Wissenschaftlerteam konnte diese Reaktion des Immunsystems auf Stress nun erstmals auch für Trauer zeigen.

Sie führten eine Studie am Cousins Center für Psychoneuroimmunologie in Los Angeles durch, an der 64 Menschen teilnahmen, die durchschnittlich 73 Jahre alt waren. 36 von ihnen hatten ihren Partner in den vergangenen zwei Jahren durch den Tod verloren. Bei ihnen konnten die Forscher vermehrt IL-6 im Blut nachweisen – einen Stoff, der Entzündungen fördert. Doch in der genauen Analyse sahen sie, dass nur jeder zweite Trauernde diese Erhöhung des Entzündungswertes hatte. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass eine Veränderung des Gens IL-6 dies verursachte. „Die Genvariante im IL-6 Gen führt dazu, dass das Gen trotz Trauerstress nicht vermehrt abgelesen werden kann“, erklärt Schultze-Florey.

Die Trauernden ohne die schützende Genvariante zeigten hingegen deutlich erhöhte Entzündungswerte. Bei diesen Menschen sieht Schultze-Florey erhöhten Handlungsbedarf: „Insbesondere bei Trauernden mit einem Genotyp, der nicht vor den Folgen des Trauerstress auf das Immunsystem schützt, sollte das kardiovaskuläre Risiko regelmäßig kontrolliert werden. Für den Erhalt der Gesundheit sind Maßnahmen denkbar, die Trauerstress reduzieren – zum Beispiel die Teilnahme an Selbsthilfegruppen zur Trauerverarbeitung oder bei Bedarf auch die Betreuung durch Seelsorger, Psychologen oder Psychotherapeuten“, fasst Schultze-Florey zusammen.

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover

Transformationskongress – NACHHALTIG HANDELN!

Am 8. und 9. Juni 2012 veranstalteten der Deutsche Gewerk-schaftsbund, der Deutsche Naturschutzring und Einrichtungen der Evangelischen Kirche in Deutschland einen Kongress zu den politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen unserer Zeit.

In dieser Kooperation arbeiteten drei wichtige gesellschaftliche Kräfte zusammen. Jenseits der tagespolitischen Hektik wurde über die Zukunft von Arbeit und Demokratie, die Neuordnung der Wirtschaft, über Verteilungsfragen und die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung auf eine nachhaltige Entwicklung diskutiert.

 DIE MATERIALIEN ZUM PROGRAMM

Hier finden Sie auf einen Blick die Materialien zum Kongress. Unter Aktuelles werden nach und nach Präsentationen aus den Workshops eingestellt sowie Reden, Video- und Audiobeiträge verlinkt: PROGRAMM 

Östrogen aus Trinkwasser entfernen

Studierende der Universität Bielefeld nehmen am MIT-Wettbewerb teil

Ein biologischer Filter, der Östrogene aus Abwasser und Trinkwasser entfernt: Das Ziel der 15 Bielefelder Studierenden, die mit diesem Projekt am „international Genetically Engineered Machine competition“ (iGEM) des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston, USA, teilnehmen, ist hoch gesteckt. Für den rapide wachsenden internationalen Wettbewerb in synthetischer Biologie werben sie mehrere 10.000 Euro von international tätigen Unternehmen und Verbänden der Biotechnologie und Chemiebranche ein, um die Kosten des Wettbewerbs zu decken. Seit Mai verbringen sie ihre Freizeit damit, im Labor neue DNA-Bausteine herzustellen, sie zu vervielfältigen und Enzyme zu produzieren. Jetzt geben erste Ergebnisse Anlass zu Optimismus.

Die Antibabypille ist die am weitesten verbreitete Verhütungsmethode in Deutschland. Ein Großteil der modifizierten Östrogene wird jedoch über den Urin wieder ausgeschieden. Herkömmliche Methoden in Kläranlagen können die damit belasteten Abwässer nur unzureichend reinigen, denn das vorwiegend eingesetzte Östrogen Ethinylestradiol lässt sich nur schwer abbauen. So gelangt das Hormon in Flüsse und Seen und reichert sich auch im Trinkwasser an. Die Folgen für Fische und andere Wasserbewohner sind gravierend. Sie reichen von Fortpflanzungs- und schweren Entwicklungsstörungen bis hin zur Ausbildung weiblicher Geschlechtsmerkmale bei männlichen Individuen. Die Langzeitfolgen der steigenden Östrogenbelastung für den Menschen sind noch weitgehend unbekannt. Jedoch könnten sinkende Spermienzahlen und damit zunehmende Unfruchtbarkeit von Männern in Industrieländern mit dieser hormonellen Belastung zusammenhängen. Und auch Hoden- und Prostatakrebs sowie Osteoporose (Abnahme der Knochendichte) können Folgen zu hoher Östrogenkonzentrationen im menschlichen Körper sein.

Bio-Filter aus Baumpilzen
Das Ziel des Bielefelder iGEM-Teams ist die Entwicklung eines biologischen Filters, in welchem bestimmte Enzyme (sogenannte Laccasen) das Östrogen abbauen. Sie sind in vielen Organismen zu finden und können unter anderem aromatische Verbindungen abbauen, zu denen auch die Östrogene zählen. Besonders effiziente Laccasen für den Abbau sind aus Schmetterlingstrameten bekannt, einer Pilzart, die gerne an Bäumen wächst. Die Bielefelder Studierenden wollen diese Enzyme mit Hilfe von Methoden der synthetischen Biologie preiswert und sicher produzieren. Das Konzept soll außerdem auf andere, zum Teil giftige und krebserregende Schadstoffe im Trink- und Abwasser erweiterbar sein. Einen ersten Erfolg können die Studierenden bereits vermelden: Sie haben die Gene mehrerer Laccasen aus verschiedenen Bakterien isoliert und in einen Standard gebracht, mit dem sie nun weiterarbeiten. Bis zum europäischen Vorentscheid im Oktober wollen sie nachweisen, wie die Enzyme unterschiedliche Substrate wie Östrogene, Pestizide und Pharmaka abbauen und sie auf Filtermaterialien aufbringen.

Forschen in der Freizeit
Das Bielefelder Team besteht aus 15 Studentinnen und Studenten aus den Studiengängen Genom-basierte Systembiologie, Molekulare Zellbiologie und Molekulare Biotechnologie. Für die Teilnahme an dem internationalen Wettbewerb opfern die Bielefelder Studierenden viele Stunden ihrer Freizeit, denn die Forschung findet neben ihrem regulären Studium statt. Moritz Müller, Masterstudent der Molekularen Biotechnologie, erklärt, wieso er trotzdem mitmacht: „Die Teilnahme am Wettbewerb ist eine Chance, sich schon während des Studiums frei im Labor zu entfalten, eigene Ideen zu verfolgen und sogar ein eigenes Projekt durchzuführen. Später im Berufsleben steht man vor ähnlichen Herausforderungen.“ Die Studierenden erhalten Unterstützung von Professor Dr. Alfred Pühler, Professor Dr. Erwin Flaschel, Dr. Jörn Kalinowski sowie Dr. Christian Rückert vom CeBiTec (Center for Biotechnology) der Universität Bielefeld.

Internationale Konkurrenz

Der iGEM-Wettbewerb wird seit 2003 jährlich vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston veranstaltet. Angefangen als Kursangebot des MIT steigen die Teilnehmerzahlen seitdem rapide an, von fünf Teams 2004 auf über 190 in diesem Jahr. Alle Teams stehen vor der gleichen Aufgabe: von der Idee über die Laborarbeit bis zur Finanzierung und Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Dr. Jörn Kalinowski betont: „Auf studentischer Ebene ist iGEM die Weltmeisterschaft der synthetischen Biologie – und zeigt, was in naher Zukunft auf diesem noch jungen Forschungsfeld möglich ist. Über 2.000 kluge junge Köpfe der bedeutendsten Universitäten aus aller Welt treten hier gegeneinander an. Dabei stellen sie sich – wie im aktuellen Bielefelder Projekt – ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen und finden oft unkonventionelle Lösungen. Gleichzeitig werden auch internationale Unternehmen und Verbände bei iGEM auf die Studierenden und ihre vielversprechenden Ideen aufmerksam. Der Wettbewerb hat weltweite Ausstrahlung.“ Aufgrund der hohen Teilnehmerzahlen gibt es seit 2011 kontinentale Vorentscheide. Der europäische Vorentscheid findet vom 5. bis 7. Oktober in Amsterdam, Niederlande, statt. Hier entscheidet sich, welche europäischen Teams im November zum Finale nach Boston, USA, reisen. Die Universität Bielefeld ist bereits im dritten Jahr in Folge dabei und hat sich bereits 2010 und 2011 erfolgreich in Boston präsentiert.

Weitere Informationen im Internet: www.igem-bielefeld.de 

CD-Empfehlung: Achtsamkeit – Die Rosinenmethode

Achtsamkeit ist das zentrale Thema im Zen. Zen heißt, im Augenblick zu leben, ohne ihn zu beurteilen, den Geist zu beruhigen, konzentriert zu handeln, nichts erreichen zu wollen und unabhängig von allem zu sein. Achtsam sein bedeutet, innere und äußere Vorgänge mit entspannter Aufmerksamkeit zu beobachten und die Gesamtheit aufnehmen. Dabei basiert Achtsamkeit auf vier Voraussetzungen.

Bewusstsein: Wir verlieren uns nicht in einer Tätigkeit, sondern sind uns bewusst,  dass wir etwas Bestimmtes tun.
Bündelung der Gedanken: Unsere Wahrnehmung wird nicht beeinträchtigt  durch Erlebnisse, Grübeleien, Zukunftssorgen oder Ängste.
Objektivität: Das Wahrgenommene wird nicht bewertet. Wir registrieren  einfach das, was passiert.
Perspektivenwechsel: Wir sind uns immer bewusst, dass unsere Sichtweise  auch falsch sein kann. Wir sind offen für alles, wir nehmen Unterschiede und Veränderungen wahr.

Der Inhalt der CD:

Einführung – Wie Sie die CD richtig anwenden
01 Trailer 0:25
02 Aufbau der CD 1:47
Probieren Sie die Rosinenmethode erst einmal aus
03 Was ist eigentlich die Rosinenmethode? 2:44
04 Das Rosinenexperiment 6:41
Einführende Achtsamkeitsübungen
05 Einführung in die Achtsamkeit 0:32
06 Achtsamkeit im Atem 5:13
07 Achtsamkeit im Körper 6:25
Im Hören achtsam sein
08 Achtsamkeit im Hören – Einführung 1:08 09 Ruhe durch Musik 4:34
10 Ruhe durch Rhythmus 2:55
Finden Sie Ihre eigenen Rosinen im Alltag
11 Innere und äußere Rosinen 2:44
12 Achtsamkeit im Alltag – Einführung 1:05
13 Achtsamkeit im Alltag – Übung 6:10
So bleiben Sie konzentriert
14 Was tun, wenn Gedanken stören? 1:24
15 Die Konzentration verbessern 5:41
Picken Sie sich die guten Momente im Leben heraus
16 Tagebuch »Gutes Leben« 4:07
17 Die 60-Sek.-Massage 1:25
18 Glücksmomente 2:30
Eine Genussübung
19 Die Energiequelle 8:54
20 Zum Schluss 1:14

Gesamtlaufzeit 67:38

Dr. med. Dipl.-Psych. Claus Derra ist Psychiater, Psychotherapeut und Schmerztherapeut in Bad Mergentheim. Er ist Dozent für Autogenes Training, Hypnose und Progressive Relaxation bei der DGÄHAT und der Psychologischen Fachgruppe im BdP. Er ist erfolgreicher TRIAS-Autor

 

Tagung: 100 Jahre Carl Friedrich von Weizsäcker

Wochenendtagung der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler 

In Kooperation mit der Europäischen Akademie Berlin, der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, der HUMBOLDT-VIADRINA School of Governance sowie der Bundeszentrale für politische Bildung veranstaltet die VDW vom 29.06. – 01.07.2012 eine Tagung anlässlich dem 100. Geburtstag von VDW Gründungsmitglied Carl Friedrich von Weizsäcker.

Die Tagung folgt im Wesentlichen der Gliederung der letzten öffentlichen Vorlesungsreihe, die Carl Friedrich von Weizsäcker im Januar und Februar 1997 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München gehalten hat (Carl Friedrich von Weizsäcker, Wohin gehen wir? München: Carl Hanser Verlag 1997).

Im Vorwort schreibt er:

„Ich versuche, zu durchdenken, was sich mir in nun achtzig Lebensjahren aufgedrängt hat als unser Schicksal, als unsere Aufgabe. Die vier Titel entstammen der Erfahrung meines Lebens. An einigen zentralen Stellen werde ich diese persönlichen Erfahrungen als solche ausdrücklich aussprechen. Wer meine Worte liest oder hört, sei aufgefordert, sich zu fragen, wie sich ihm selbst unser Schicksal und unsere Aufgabe darstellt. Vielleicht kann daraus ein weiterer Schritt zur Zusammenarbeit hervorgehen.“

Die Tagung gliedert sich in folgende Punkte, die jeweils mit einem Vortrag und anschließender Diskussion bedacht werden:

– Wohin gehen wir heute?
– Der Gang der Politik
– Der Weg der Religion
– Schritte der Wissenschaft I
– Schritte der Wissenschaft II
– Eine Öffnung des Blicks: Wer bin ich?
– Was sollen und dürfen wir tun?
– Wohin gehen wir – heute?

Am Samstag wird Dr. Hans-Jochen Luhmann vom Wuppertal Institut das Thema „Schritte der Wissenschaft I“ eröffnen.

Nähere Informationen zur Tagung gibt es auf der Webseite der VDW.

 

Erheblicher Anstieg des Meeresspiegels in einer Welt mit zwei Grad Erwärmung

Rund um die Welt ist mit einem Anstieg der Meere um einige Meter zu rechnen, wenn die globale Erwärmung fortschreitet. Selbst wenn die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius begrenzt wird, könnte der globale mittlere Meeresspiegel weiter ansteigen und bis 2300 um 1,5 bis 4 Meter höher liegen als heute, wie eine jetzt in Nature Climate Change veröffentlichte Studie zeigt. Als besten Schätzwert gibt sie 2,7 Meter an. Wenn aber der Ausstoß von Treibhausgasen stärker begrenzt wird, sodass die Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius gehalten wird, könnte das laut der Studie den Meeresspiegel deutlich niedriger halten.

Rund um die Welt ist mit einem Anstieg der Meere um einige Meter zu rechnen, wenn die globale Erwärmung fortschreitet. Selbst wenn die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius begrenzt wird, könnte der globale mittlere Meeresspiegel weiter ansteigen und bis 2300 um 1,5 bis 4 Meter höher liegen als heute, wie eine jetzt in Nature Climate Change veröffentlichte Studie zeigt. Als besten Schätzwert gibt sie 2,7 Meter an. Wenn aber der Ausstoß von Treibhausgasen stärker begrenzt wird, sodass die Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius gehalten wird, könnte das laut der Studie den Meeresspiegel deutlich niedriger halten.

Erstmals bietet diese Studie damit eine umfassende Projektion für einen derart langen Zeitraum. Sie stützt sich dabei auf den tatsächlich beobachteten Meeresspiegelanstieg im vergangenen Jahrtausend sowie auf Szenarien für künftige Treibhausgasemissionen.

„Der Anstieg des Meeresspiegels ist ein schwer bezifferbares, aber zugleich wichtiges Risiko des Klimawandels“, sagt der Leitautor der Studie, Michiel Schaeffer von Climate Analytics und der Universität Wageningen. „Weil die Eis- und Wassermassen der Welt sehr langsam auf die globale Erwärmung reagieren, bestimmen unsere Emissionen heute den Meeresspiegel für die künftigen Jahrhunderte.“

Würde die Erderwärmung begrenzt, könnte das den Meeresspiegelanstieg reduzieren

Während die Ergebnisse darauf schließen lassen, dass die Welt selbst bei einem vergleichsweise geringen Maß globaler Erwärmung mit einem deutlichen Meeresspiegelanstieg rechnen muss, verdeutlicht die Studie auch die Wirkung einer Reduktion von Treibhausgasemissionen. Eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius und daran anschließende Temperaturreduktionen könnten den Meeresspiegelanstieg im Vergleich zu einem Zwei-Grad-Szenario bis 2300 halbieren. Stiegen die Temperaturen jedoch um drei Grad, so wäre laut der Studie mit einem Meeresspiegelanstieg um zwei bis fünf Meter zu rechnen, mit einem besten Schätzwert von 3,5 Metern.

Die möglichen Folgen sind erheblich. „Für New York City zum Beispiel wurde gezeigt, dass ein Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter die Häufigkeit schwerer Überflutungen von einmal pro Jahrhundert auf einmal alle drei Jahre steigern könnte“, sagt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Ko-Autor der Studie. Auch niedrig liegende Länder und Regionen mit ausgedehnten Flussdeltas wie in Bangladesh sowie kleine Inselstaaten wären wahrscheinlich erheblich betroffen.

Die Geschwindigkeit des Meeresspiegelanstiegs bestimmt die Zeit für Anpassung

Die Wissenschaftler haben auch die Geschwindigkeit des Meeresspiegelanstiegs berechnet. Je wärmer das Klima wird, desto schneller steigt auch der Meeresspiegel. „Die Menschen an den Küsten haben weniger Zeit sich anzupassen, wenn der Meeresspiegel schneller ansteigt“, sagt Rahmstorf.

„In unseren Projektionen bringt eine konstante Zwei-Grad-Erwärmung eine Geschwindigkeit des Meeresspiegelanstiegs mit sich, die zweimal höher liegt als heute, und das bis über das Jahr 2300 hinaus“, ergänzt Schaeffer. „Wesentlich stärkere Emissionsreduktionen scheinen jedoch eine starke Verlangsamung oder sogar Stabilisierung des Meeresspiegels über diese lange Zeitspanne zu erreichen.“

Daten aus der Vergangenheit als Basis

Bisherige Projektionen zum Meeresspiegelanstieg über mehrere Jahrhunderte, die vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) aufgegriffen wurden, berücksichtigten nur den Anstieg durch die thermische Ausdehnung des Meerwassers. Diese könnte laut IPCC bis zum Jahr 2300 bis zu einen Meter erreichen. Diese Schätzungen bezogen den vermutlich größeren Anstieg aufgrund schmelzender Eismassen jedoch nicht ein. Die Forschung dazu ist in den letzten paar Jahren deutlich voran gekommen. Die neue Studie verwendet einen so genannten semi-empirischen Ansatz, der auf dem Zusammenhang zwischen beobachteter Temperatur und Meeresspiegel während der vergangenen Jahrhunderte basiert, um daraus Schätzungen für einen Meeresspiegelanstieg in Szenarien künftiger globaler Erwärmung abzuleiten und zu berechnen.

„Natürlich bleibt offen, inwieweit der für die Vergangenheit festgestellte enge Zusammenhang zwischen der globalen Temperatur und dem Meeresspiegelanstieg sich auch in Zukunft fortsetzt“, sagt Rahmstorf. „Trotz der Unsicherheit, die wir im Hinblick auf den künftigen Meeresspiegel weiterhin haben, bietet unser Ansatz für eine Risiko-Analyse zumindest plausible und relevante Schätzungen.“

Artikel: Schaeffer, M., Hare, W., Rahmstorf, S., Vermeer, M. (2012): Long-term sea-level rise implied by 1.5°C and 2°C warming levels. Nature Climate Change [10.1038/NCLIMATE158] (Advance Online Publication)

Quelle:  Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung