Antibiotikaresistenzen in der Wurst

Zwischen dem 28. April und dem 02. Mai 2014 wurden im Auftrag der grünen Bundestagsfraktion in 13 deutschen Städten verschiedene Fleisch- und Wurstprodukte eingekauft und insgesamt 63 Proben in einem zertifizierten Labor auf ESBL (extended spectrum beta-lactamases) analysiert.

Von 63 Wurst- und Schinkenproben wurden auf 10 Produkten ESBL-bildende Bakterien nachgewiesen (16 Prozent). Bei den Wurstwaren sind besonders die Mettprodukte (Mettbrötchen, Zwiebelmett) auffällig. Hier haben wir in 22 Prozent der Proben ESBL-bildende Bakterien gefunden (8 Proben von insgesamt 36). Beim letzten Test im Dezember 2012 waren es noch 16 Prozent. Insgesamt waren bei dem Test Putenprodukte besonders auffällig. Bei 66 Prozent der Proben (6 von 9 Proben) haben wir ESBL-bildende Bakterien gefunden.

Was ist ESBL und wo kommen die Bakterien her?

Extended-spectrum beta-lactamases ist die Fähigkeit von Bakterien, spezielle Enzyme zu entwickeln, die bestimmte Antibiotika unwirksam machen. Dies ist besonders gefährlich, da die Fähigkeit zur Bildung dieser Enzyme von einer zur anderen Bakterie übertragen werden kann. Bakterien, die ESBL bilden, sind unter anderem gegen Penicilline aber auch Cephalosporine der dritten und vierten Generation resistent. Letztere werden als Reserveantibiotika eingesetzt.

Schätzungsweise 30.000 Menschen sterben jährlich in der Bundesrepublik, weil sie nicht mehr vollständig auf die Behandlung mit Antibiotika ansprechen. Die Übertragung von ESBL-bildenden Bakterien aus der Nutztierhaltung über Lebensmittel auf den Menschen verstärkt diese Problematik. Manche Experten warnen vor einer Rückkehr ins prä-antibiotische Zeitalter.

Im Fleisch- und Wurstwaren tauchen die Antibiotika-resistenten Bakterien auf, weil mittlerweile viele Tiere in den großen Mastställen damit infiziert sind. Ursache ist der massive und häufig unsachgemäße Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung.

Die Mastställe sind quasi ein riesiges Trainingsgebiet für Bakterien, um resistent gegen Antibiotika zu werden.

Verschiedene Studien aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark und Frankreich belegen eine stetige Resistenzzunahme in Nutztierbeständen. Eine Ursache ist der massive und häufig unsachgemäße Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung. In vielen Ställen gehören die ESBL-bildenden Bakterien mittlerweile zum festen Inventar und finden sich deshalb auch im Endprodukt wieder.

Wie gefährlich sind ESBL-bildenden Bakterien?

Das Bundesamt für Risikoforschung (BfR) sieht im Auftreten von ESBL-bildenden Bakterien in der Nutztierhaltung und in Lebensmitteln ein erhebliches Problem für den gesundheitlichen Verbraucherschutz. Auch wenn bislang wenig belastbare Daten darüber vorliegen, welche Rolle infizierte Lebensmittel beziehungsweise Tierbestände in der Landwirtschaft für die ESBL-Problematik beim Menschen spielen, belegen die vorliegenden Erkenntnisse laut Aussagen des BfR deutlich ein Gesundheitsrisiko für den Menschen.

Über den Konsum von mit ESBL-bildenden Bakterien belasteten Produkten können diese Bakterien auf den Menschen übertragen werden. Im Fall einer Erkrankung ist diese aufgrund der Resistenz gegen verschiedene Antibiotika schlechter zu behandeln.

Warum sind Putenprodukte am häufigsten betroffen?

In unserer Studie haben wir verschiedene Fleisch- und Wurstprodukte analysieren lassen, darunter auch Putenrohwurst, vor allem Putenzwiebelmettwurst verschiedener Hersteller. In 66 Prozent der Putenrohwurstproben wurden ESBL-bildende Bakterien gefunden (6 von 9 Proben). Obwohl die statistische Belastbarkeit nicht vollständig gegeben ist, ist das Ergebnis dieser Stichprobe alarmierend.

Putenfleisch ist bei den deutschen VerbraucherInnen sehr beliebt, jährlich werden pro Kopf etwa 6 kg konsumiert, der EU-Durchschnitt liegt bei 3,5 kg. Diese enorme Nachfrage hat zur Folge, dass möglichst viel Fleisch zu möglichst billigen Preisen produziert wird: Die Tiere wurden in der Vergangenheit so einseitig auf schnelles Wachstum und möglichst hohen Brustmuskelanteil gezüchtet, dass die heute verwendeten Hochleistungstiere nach wenigen Lebenswochen kaum mehr zu natürlichen Bewegungsabläufen fähig sind.

Die Enge in den Ställen ist so groß, dass die Tiere auf ihren Exkrementen sitzen und zum großen Teil an fortgeschrittenen Entzündungen der Sohlenhaut leiden. Mehrfacher Antibiotika-Einsatz über die Trunkwasserzufuhr ist die Regel. Damit sich die Tiere in der dichten Enge der Ställe nicht verletzen, wird den Küken bereits in der Brüterei der Oberschnabel gekürzt. Am Ende des kurzen Lebens werden die Vögel in Transportkäfige gedrängt und in hochindustrialisierten Schlachthöfen zu tausenden pro Stunde geschlachtet.

Dieses System der Tierhaltung ermöglicht Tiefstpreise von zum Teil unter 3,50 Euro pro 500g Brustfilet. Die Kosten für dieses Billigfleisch sind jedoch hoch: für die Tiere, für die Umwelt und für unsere Gesundheit.

Was ist zu tun?

Die Massentierhalten im jetzigen Ausmaß bietet nicht genügend Raum für wirkliche Verbesserungen. Der Antibiotika-Einsatz muss radikal reduziert, die Anwendung von Reserveantibiotika in der Tierhaltung muss unterbunden werde. Deshalb fordert die grüne Bundestagsfraktion:

Reduktion der Tierzahlen

Die Tierdichte in den Beständen und auch in bestimmten Regionen Deutschlands hat stark zugenommen, zudem ist Deutschland Tiertransport-Transitland. In den betroffenen Regionen ist inzwischen auch die maximale ökologische Belastbarkeit überschritten. Ohne eine Reduzierung der absoluten Tierzahl sowie auch der Tierdichten lässt sich diese Situation nicht wirksam verbessern.

Mehr Tierschutz in der Tierhaltung

Für die aktuellen Tierzahlen fehlt schlicht und einfach der Platz zur tiergerechten Haltung. Neben einer Absenkung der Tierzahlen brauchen wir eine grundlegende Reform der Haltungsbedingungen. Es müssen endlich jede Zucht wirksam verboten werden, bei der Krankheiten und Schmerzen vorprogrammiert sind, nur um die Leistung weiter zu steigern. Wir brauchen darüber hinaus verschärfte Haltungsverordnungen, die deutlich längere Mastzeiten, niedrigere Besatzdichten, mehr Platz und Auslauf verpflichtend vorschreiben. Dazu muss die Regierung einen klaren zeitlichen Rahmen vorgeben und Umbauten mit Fördermaßnahmen flankieren.

Externe Kosten nicht auf Allgemeinheit verteilen

Die massenhafte Produktion von Billigfleisch verursacht nicht nur Tierleid, sondern auch enorme Kosten. Gerade dort, wo Tiere in extremer Dichte gehalten werden, geschieht dies auf der Basis von permanentem Medikamenteneinsatz. Das rechnet sich betriebswirtschaftlich für die Fleischwirtschaft, ist aber volkswirtschaftlich schädlich, denn die hohen Folgekosten durch Umweltverschmutzung und Resistenzbelastung trägt alleine die Gesellschaft. Um die Sicherheit der Lebensmittel aufrecht zu erhalten, muss der Bundesgesetzgeber die Grundlage dafür schaffen, dass Fleisch und Wurstwaren für den rohen Verzehr routinemäßig auf ESBL-bildende Bakterien untersucht und bei Befall aus dem Verkehr gezogen werden.

Geflügelhaltung in der Sackgasse

Die industrielle Geflügelhaltung (Hähnchen und Puten) hat Ausmaße erreicht, die jegliche Legitimation überschreiten. Die Tiere sind so überzüchtet, dass der Bewegungsapparat das Gewicht nicht mehr tragen kann. Das unnatürliche Wachstum der Brustmuskulatur überfordert das Skelett. Ohne antibiotische Medikamentation ist die industrielle Putenhaltung nicht denkbar. In diesem Falle ist der Tatbestand der Qualzucht definitiv erfüllt und muss geahndet werden. Wie setzen uns dafür ein, mit den Akteuren, Natur- und Tierschutzverbänden und den politischen Entscheidungsträgern nach Wegen zu suchen, wie Puten und Masthähnchen tiergerecht und verantwortlich genutzt werden können. Die heutigen Systeme und Rassen sind dafür nicht geeignet. Quelle: BÜNDNIS 90 DIE GRÜNEN

Die Testergebnisse finden Sie hier.

Stiftung Kindergesundheit: Optimierte Säuglingsernährung verhindert Übergewicht im Schulalter

Muttermilch ist in idealer Weise auf die Bedürfnisse des Babys in den ersten Monaten des Lebens abgestimmt: Sie unterstützt das Gedeihen des Kindes, bietet Schutz vor Infektionen und beugt späteren chronischen Krankheiten vor. Dabei beeinflusst ein Zusammenspiel vieler Komponenten beim Stillen die Gesundheit des Babys. Eines dieser Komponenten ist der Eiweißgehalt der Muttermilch. Der Eiweißgehalt der Nahrung, mit der ein Baby aufgezogen wird, rückte in den letzten Jahren besonders in den Fokus der Forschung, denn dieser dürfte maßgeblich daran beteiligt sein, ob das Kind später schlank bleibt oder Übergewicht entwickelt.

„Die ersten 1000 Tagen des menschlichen Lebens – von der Entwicklung im Mutterleib bis zum Alter von etwa zwei Jahren – bestimmen das Programm für das Wohlbefinden im späteren Leben und für die langfristige Gesundheit im Erwachsenenalter“, sagt Professor Dr. Berthold Koletzko, Stoffwechselexperte der Universitäts-Kinderklinik München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit: „In dieser Zeit bieten sich die größten Chancen zur Vorbeugung gegen die bedrohlich zunehmenden Zivilisationskrankheiten unserer Tage und besonders gegen Übergewicht und Fettsucht. Unser besonderes Augenmerk gilt dabei der Ernährung des ungeborenen und des neugeborenen Kindes. Sie kann die genetischen Anlagen des Kindes und sein Immunsystem stärken oder schwächen und damit in die richtige oder aber in eine falsche Richtung programmieren und ist maßgeblich dafür verantwortlich, ob der kleine Mensch in seinem späteren Leben Gewichtsprobleme haben wird“.

Dabei spielt die Muttermilch eine wichtige Rolle: Sie hat sich in zahlreichen Studien und Metaanalysen als die beste Vorbeugung gegen Adipositas gezeigt. Sie verringert laut Stiftung Kindergesundheit das spätere Risiko für Übergewicht je nach Studie um zwischen 15 und 22 Prozent. Aus diesem Grund bemühen sich die Produzenten von industriell hergestellten Säuglingsnahrungen intensiv darum, die Zusammensetzung ihrer Produkte möglichst weit dem Vorbild der Muttermilch anzugleichen.

In den letzten Jahren wurde immer klarer, dass der Eiweißgehalt der Nahrung eine entscheidende Bedeutung für die Entwicklung der Babys besitzt. Proteine und ihre Bausteine, die verschiedenen Aminosäuren liefern die Grundsubstanz für den Stoffwechsel zum Aufbau aller Körperzellen des kindlichen Organismus. Viele der lebensnotwendigen Aminosäuren müssen mit der Nahrung aufgenommen werden.

Die Milch der Mutter ist auch in der Eiweißzusammensetzung einzigartig, weil sie einen besonders niedrigen Proteingehalt in sehr hoher Qualität bietet. Muttermilch enthält mit durchschnittlich 1,5 g pro 100 Milliliter deutlich weniger Proteine als die Kuhmilch mit 3,5 g Eiweiß pro 100 Milliliter. Auch der Eiweißgehalt industriell hergestellter Säuglingsnahrungen liegt meist deutlich höher als der der Muttermilch. Ein Zuviel an Proteinen belastet jedoch die Niere und kann die Ausschüttung von Insulin forcieren.

1678 Babys wurden verglichen

Die Frage, ob die Höhe der Eiweißzufuhr im ersten Lebensjahr auch die spätere Tendenz zum Übergewicht beeinflusst (die so genannte „Frühe Protein Hypothese“), wird seit 2002 in der von der Stiftung Kindergesundheit unterstützten und von Professor Koletzko koordinierten europäischen CHOP-Studie (European Childhood Obesity Project) untersucht. Kinder- und Jugendärzte in fünf europäischen Ländern (Deutschland, Belgien, Italien, Polen und Spanien) beobachten zusammen mit Ernährungswissenschaftlern die Entwicklung von 1678 Babys, mittlerweile im Verlauf der ersten sechs Lebensjahre.

Die teilnehmenden Babys wurden für die Studie in drei Gruppen aufgeteilt: Kinder, die nach dem zweiten Monat nicht mehr gestillt wurden, erhielten doppelblind während des ersten Lebensjahres randomisiert entweder eine Säuglingsnahrung mit niedrigem Eiweißgehalt oder Fläschchen-Kost mit höherem Eiweißgehalt. Babys, die auch nach dem zweiten Monat weiterhin gestillt wurden, dienten als Beobachtungsgruppe zur Kontrolle. Zunächst wurden im Alter von drei, sechs, zwölf, 18 und 24 Monaten nach einer genau standardisierten Methode Körpergröße und Körpergewicht gemessen und der so genannte Body-Mass-Index, BMI berechnet. Von mehr als 60 Prozent der Probanden lagen Daten zum Wachstum und zur Gewichtsentwicklung vor.

Die Untersuchungen des internationalen Forschungsteams zeigten schon ab einem Alter von sechs Monaten deutliche Unterschiede zwischen den gestillten und den mit der Flasche ernährten Babys. Bereits in diesem Alter ergaben sich auch schon die ersten Unterschiede in der Gewichtsentwicklung der mit der Flasche ernährten Kinder: Babys, die eine Säuglingsnahrung mit einem höheren Proteingehalt erhielten, legten mehr an Gewicht zu. Bei der Untersuchung im Alter von zwei Jahren erwiesen sie sich ebenfalls als deutlich schwerer als Kinder, die Nahrung mit weniger Protein bekamen.

Weniger Eiweiß, bessere Werte

Die kürzlich abgeschlossene Untersuchung der Kinder im Alter von sechs Jahren bestätigte die anfänglichen Erkenntnisse der Studie und lieferte entscheidende Beweise für die langfristigen Auswirkungen der Ernährung im Säuglingsalter. Martina Weber, Dr. von Haunersches Kinderspital der Ludwig Maximilians-Universität München, Abt. Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin: „Unsere Messungen ergaben für Kinder, deren Säuglingsnahrung einen höheren Eiweißanteil hatte, deutlich höhere BMI-Werte im Alter von sechs Jahren. Ihr Risiko, übergewichtig zu werden, war nach Korrektur für weitere Risikofaktoren 2,9fach höher als das jener Kinder, die eine Fläschchen-Nahrung mit einem niedrigeren Eiweißanteil erhielten. Darüber hinaus führt eine höhere Eiweißzufuhr – im Vergleich zu einer eiweißärmeren Flaschennahrung oder zur Muttermilch – zu veränderten biochemischen und endokrinen Parametern und zu einem pathologisch erhöhten Nierenwachstum“. Die neue Erkenntnisse des Forschungsteams wurden Anfang 2014 im angesehenen wissenschaftlichen Fachblatt „American Journal of Clinical Nutrition“ publiziert(Am J Clin Nutr February 20, 2014, doi: 10.3945/ajcn.113.064071).

Daraus lassen sich folgende Empfehlungen ableiten:

O Stillen ist die beste Form der Säuglingsernährung und sollte aktiv und konsequent gefördert, unterstützt und geschützt werden. Zum Schutz des Stillens müssen die Grundsätze des WHO-Codex zur Vermarktung von Säuglingsnahrungen von den Herstellern eingehalten werden.
O Kinder sollten wegen des sehr hohen Eiweißgehaltes keine handelsübliche Trinkmilch (Kuhmilch) im ersten Lebensjahr zu trinken bekommen.
O Wenn die Mutter ihr Kind nicht oder nicht voll stillt, sollte sie ihr Kind bevorzugt mit einer Nahrung mit niedrigem Eiweißgehalt aber guter Eiweißqualität ernähren. Die Selbstherstellung von Fläschchen-Nahrung ist nicht empfehlenswert. Das gilt für alle Milcharten – also auch für Ziegen-, Schaf- und Stutenmilch sowie für andere Rohstoffe wie Mandeln oder Soja.
O In den ersten beiden Lebensjahren des Kindes sollte eine sehr rasche Gewichtszunahme nach Möglichkeit vermieden werden. Stellt der Kinder- und Jugendarzt bei den Vorsorgeuntersuchungen bedenkliche Werte fest, sollte er die Eltern aufmerksam machen und gezielt beraten.

Die CHOP-Studie läuft übrigens weiter: Eine weitere Beobachtung der Kinder ist bis zum Alter von elf Jahren geplant.

Vorbeugen ist besser als heilen

Die Stiftung Kindergesundheit setzt sich durch Forschung und Praxisprojekte für die Vorbeugung von Kinderkrankheiten ein. Gemeinsam mit anerkannten Experten verbessern wir die Chancen aller Kinder, gesund aufzuwachsen und ihre Talente optimal zu entwickeln. Fördern Sie die Stiftung Kindergesundheit mit Ihrer Spende! Quelle: Stiftung Kindergesundheit

Der Klimawandel direkt vor der Tür: RUB-Forscher entwickeln Anpassungskonzepte für Städte

Steigende Temperaturen in Innenstädten und Überflutungen durch Starkniederschläge im Stadtgebiet werden ein immer größeres Problem. Verantwortlich ist der Klimawandel. Um darauf zu reagieren, entwickeln Forscher am Geographischen Institut der Ruhr-Universität Bochum (RUB) Anpassungskonzepte. Dr. Monika Steinrücke vom Projektteam K.RUB der Klimatologie der RUB erzählt im Wissenschaftsmagazin RUBIN, wie Kommunen den extremen Wetterbedingungen vorbeugen können.

Gesundheitliche Gefahren

In der Innenstadt Bochums gibt es Bereiche, die in Sommernächten nur um wenige Grad abkühlen. Ist es im Schatten dort tagsüber 30 Grad Celsius heiß, zeigt das Thermometer oft auch in der Nacht noch 27 Grad an. Bereits bei 20 bis 25 Grad ist eine Erholung im Schlaf nicht mehr möglich. Bei Kranken, Alten und Kindern kann das zu gesundheitlichen Schäden und sogar zum Tod führen. „Die Prognosen sagen bereits voraus, dass solche Hitzeperioden in Zukunft der Normalfall sein werden. Da besteht Handlungsbedarf“, sagt Steinrücke. Sie und ihr Projektteam erarbeiten deswegen Klimaanpassungskonzepte für Städte wie Bochum und Neuss.

Mit Pflanzen und Frischluftschneisen gegen die Hitze

Grund für die extremen Temperaturen ist nicht nur der Klimawandel; auch die Baumaterialien und die Raumaufteilung der Städte tragen dazu bei. Straßen, Häuser und Bürgersteige absorbieren am Tag die Sonnenstrahlung, speichern die Energie und geben sie in der Nacht wieder ab. Die Klimatologen empfehlen den Städten deswegen ausreichend kühlende Grünflächen, eine bewusste Auswahl der Fassadenfarben, Straßen- und Dachbeläge und wohl bedacht angelegte Frischluftschneisen.

Überschwemmungen entgegenwirken

Neben der Hitzebelastung werden Extremniederschläge zunehmend zu einem städtischen Problem. Sind viele Flächen versiegelt, kann das Wasser nicht versickern. In der Folge laufen Keller und U-Bahn-Stationen voll, und abschüssige Straßen werden zu Flüssen. Dabei gibt es simple Möglichkeiten, um Überschwemmungen entgegenzuwirken. Kaum wahrnehmbare Dellen in Rasenflächen können zu Staubecken werden. Welche weiteren Maßnahmen einer Stadt helfen, den Auswirkungen des Klimawandels vor der eigenen Tür zu begegnen, erfahren Sie in RUBIN. Quelle: Ruhr-Universität Bochum