Studie: Emulgatoren in Lebensmitteln machen krank!

In den letzten Jahrzehnten hat es eine signifikante Zunahme von Patienten mit metabolischem Syndrom und entzündlichen Darmerkrankungen gegeben. Das metabolische Syndrom ist keine Krankheit an sich, sondern eine Gruppe von Risikofaktoren wie: Fettleibigkeit, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauferkrankungen, Herzinfarkt, Schlaganfall und entzündliche Darmerkrankungen ( Colitis ulcerosa und Morbus Crohn).

Emulgatoren scheinen die Magenschleimhaut, die den Darm schützt, durchlässiger für Bakterien zu machen. Dies führt zu einer erhöhten Entzündungsrate. Die entzündliche Reaktion wiederum stört „Sattheit“ – Instinktiv zu wissen, wenn man genug gegessen hat. Einige dieser störenden Emulgatoren sind: Carrageenan, Lecithin, Polysorbate-80, Polyglycerols und Xanthan Gum.

Lösung: Verzichten Sie auf „Fertig-Lebensmittel“ – kochen Sie wieder mit vielen Grundnahrungsmitteln!

Die Studie wurde letzte Woche in NATURE veröffentlicht: Sie finden die Studie als (PDF) hier: Emulgatoren

Kurzzeit-Verhaltenstherapie schützt Diabetespatienten vor Depression

Jeder dritte Diabetespatient läuft Gefahr, eine Depression zu entwickeln. Die neue Kurzzeit-Verhaltenstherapie „DIAMOS – Diabetesmotivation stärken“ schützt Betroffene erfolgreich vor der psychischen Erkrankung. Darauf weist die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) aus Anlass einer Studie hin, die jetzt in Diabetes Care veröffentlicht wurde. Depressionen sind für Diabetespatienten gefährlich, weil sie die Stoffwechselerkrankung häufig verschlechtern.

Für die Studie, die vom Forschungsministerium gefördert wurde, teilten die Forscher 214 Patienten mit Diabetes Typ1 und Typ 2 nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen ein. Die eine Gruppe nahm für fünf Sitzungen an einer Diabetesschulung teil, die über Therapie, Ernährung, Bewegung und soziale Aspekte informierte. Die zweite Gruppe unterzog sich einer DIAMOS-Gruppentherapie, die von Psychologen angeleitet wurde und aus fünf Kursbausteinen à 90 Minuten bestand. Zudem wurden die Teilnehmer vier Mal im Laufe eines Jahres telefonisch kontaktiert. Das Forschungsinstitut der Diabetes Akademie Bad Mergentheim hat das Therapieprogramm DIAMOS speziell für Menschen mit Diabetes entwickelt, die Anzeichen einer erhöhten Depressivität zeigen.

Ziel des Programms ist es, die Depressivität zu reduzieren und den Ausbruch einer behandlungsbedürftigen Depressionen zu verhindern. Gemeinsam mit dem Berater sollen Teilnehmer in fünf Schritten Probleme im Zusammenhang mit dem Diabetes identifizieren, Lösungsstrategien erarbeiten, negative Einstellungen verändern und Ressourcen aktivieren. „Zu häufigen Stressquellen zählt etwa die mangelnde Fähigkeit, ‚Nein‘ zu sagen oder ein übertrieben perfektionistischer Umgang mit Diabetes“, erläutert Studienleiter Privatdozent Dr. phil. Dipl. Psych. Bernhard Kulzer. Auch die Verheimlichung des Diabetes am Arbeitsplatz kann stark belasten, weiß der DDG Experte. „Am Ende der DIAMOS-Intervention steht eine Vereinbarung über konkrete Schritte, wie man die Belastungen im Alltag reduzieren kann“, so Kulzer.

Nach zwölf Monaten analysierten die Forscher, wie sich die Diabetesschulung beziehungsweise die Intervention auf die Teilnehmer ausgewirkt hatten. Dafür wurden unter anderem folgende Faktoren untersucht: depressive Symptome, diabetesbezogener Stress, Diabetes-Selbstmanagement und Zufriedenheit. „Sowohl die Diabetesschulung als auch die DIAMOS-Kurzzeittherapie verbesserten das Selbstmanagement und die Zufriedenheit der Patienten in vergleichbarem Maße“, bilanziert Kulzer. „Aber was die Reduktion depressiver Symptome und diabetesbezogener Belastungen betrifft, war DIAMOS eindeutig effektiver als die Schulung.“ So lag die Wahrscheinlichkeit, eine behandlungsbedürftige Depression zu entwickeln, bei den Teilnehmern der Kurzzeit-Therapie 37 Prozent niedriger. „Damit beugt DIAMOS erwiesenermaßen einer schweren Depression vor“, so Professor Dr. med. Norbert Hermanns, Erstautor der Studie.

Wie erkennen Betroffene, ob sie Gefahr laufen, an einer Depression zu erkranken? Aufmerksamkeit ist angebracht, wenn sich die Einstellung zur Erkrankung ins Negative wandelt. „Der Diabetes läuft nicht mehr nebenbei, er wird zur Last, kostet mehr Energie als zuvor“, beschreibt Kulzer erste Anzeichen. Auch auf der kognitiven Ebene dominiert Abwehr. „Man denkt über das Diabetesmanagement in zunehmend negativen Kategorien: Das Messen nervt, man will die Blutzuckerwerte gar nicht mehr sehen und betrachtet die Therapie zunehmend als Last“, erläutert der Fachpsychologe.

Auch Verhaltensänderungen können Warnzeichen für eine Depression sein. Die Patienten kümmern sich weniger um ihre Therapie, um Bewegung und Ernährung. „Bis die Betroffenen das Insulin nicht mehr nach dem gewohnten Schema spritzen, sondern in unregelmäßigen Abständen“, so Kulzer. Spätestens jetzt wird es für die Gesundheit gefährlich, weil die Blutzuckerwerte steigen und entgleisen können. Erhöhte Werte wiederum beeinträchtigen das Wohlbefinden, was den Umgang mit der Krankheit weiter verschlechtert – ein Negativkreislauf entsteht.

Zudem gibt es Hinweise, die sich auch in der Studie zeigten, dass eine andauernde Depressivität entzündliche Prozesse verstärkt. Dies könnte erklären, warum depressive Menschen mit Diabetes ein erhöhtes Risiko aufweisen, Folgeerkrankungen des Diabetes zu bekommen und eine deutlich kürzere Lebenserwartung haben. „Das ist eine der Hauptgründe, warum eine erhöhte Depressivität bei Diabetespatienten so ernst zu nehmen ist“, so Kulzer. Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft

Wer Anzeichen einer Depression bemerkt, sollte seinen Hausarzt oder Diabetologen aufsuchen. Ein Fragebogen-Test, der unter www.diabetes-psychologie.de/downloads/PAID.pdf zum Download bereitsteht, gibt eine erste Orientierung, ob eine Gefährdung vorliegt.

Quelle: http://care.diabetesjournals.org/content/early/2015/01/01/dc14-1416.abstract

BMI / Bauchfettverteilung: Mehr Gene erkannt, die Gewicht und Statur beeinflussen

Zu den 41 bekannten Stellen im Erbgut, die mit dem Body-Mass-Index (BMI) des Menschen zusammenhängen, kommen 56 weitere Genstellen hinzu. Zu diesem Ergebnis kam die bisher größte internationale Genomstudie mit über 339.000 menschlichen Proben. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die häufigen Adipositas-assoziierten Genvarianten den BMI zu rund 21 Prozent beeinflussen, für das gesamte Genom nehmen sie sogar einen 40- bis 70-prozentigen Einfluss an. In einer weiteren Analyse des Gesamtgenoms von über 224.000 Personen zeigte sich, dass 68 Genstellen mit der Fettverteilung am Körper assoziiert sind.

Forscher der Universität Leipzig waren an beiden Genanalysen beteiligt, über die das Wissenschaftsmagazin Nature in seiner jüngsten Ausgabe berichtet.

Die Fettverteilung sagt mehr über den Krankheitswert von Übergewicht als der BMI, da Menschen mit bauchbetontem Fettgewebe ein größeres Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. In den aus zahlreichen Forschungseinrichtungen zusammengetragenen Analysen untersuchten die Wissenschaftler, welche Genvarianten bei einem höheren oder niedrigen BMI beziehungsweise bei unterschiedlicher Fettverteilung vermehrt anzutreffen sind. Obwohl alle Menschen mit denselben Genen ausgestattet sind, gibt es Unterschiede in der Abfolge der Genbausteine, den Nukleotiden. Diese Genvarianten und die Anzahl dieser abweichenden Genstellen haben einen großen Einfluss auf den Menschen. „Nicht das eine Adipositasgen, sondern eine Vielzahl von Genvarianten beeinflussen BMI und Körpergewicht“, erläutert Peter Kovacs. Er ist Professor für Adipositas- und Diabetesgenetik am Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen in Leipzig, das an der BMI-Studie beteiligt war.

Wechselwirkung zwischen Genen und Gehirn

Eine entscheidende Rolle spielen Gene, die im Hypothalamus, Hippocampus und Limbischen System aktiv sind. Das sind Gehirnregionen, die für Stoffwechsel und Energiehaushalt, Antrieb, Lernen, Gedächtnis und Emotionen zuständig sind. Das bisher am stärksten mit Adipositas assoziierte FTO-Gen (englische Abkürzung für: fat mass and obesity associated gene) ist zum Beispiel im Hypothalamus aktiv und könnte Essverhalten und Nahrungsaufnahme beeinflussen. Andere BMI-assoziierte Gene regulieren das körpereigene Glutamat, ein Botenstoff in der Nervenreizleitung im Gehirn. Die Glutamat-Aktivität und die Nahrungsaufnahme beeinflussen sich gegenseitig. „Diese Studie zeigt, dass die Genetik die Erblichkeit der Adipositas immer mehr erklären kann. Ansatzpunkte für eine Adipositastherapie liegen aber in den Nerven- oder Stoffwechselaktivitäten, die von bestimmten Genvarianten beeinflusst werden“, so Kovacs.

Menschen, die viele der BMI-relevanten Genstellen aufweisen, zeigen auch mehr genetische Einflüsse auf den Stoffwechsel. Dies könnte erklären, warum ein steigender BMI mit zunehmenden Stoffwechselstörungen verbunden ist. Die zusammenfassende Metaanalyse, die verschiedene internationale Forschungsdaten auswertete, untersuchte zusätzlich die Auswirkung der 97 BMI-assoziierten Genstellen auf verschiedene Ethnien. Rund 80 Prozent dieser Genstellen hatten bei Menschen afrikanischer Herkunft einen vergleichbaren Effekt wie bei den europäischen Studienteilnehmern. Bei ostasiatischer Herkunft waren es sogar über 90 Prozent.

Gene beeinflussen, wo Fettpolster sitzen

Da vor allem die Fettverteilung am Körper ausschlaggebend ist für den Krankheitswert eines erhöhten BMI, ist eine weitere internationale sogenannte Genomstudie unter Leitung des schwedischen University Diabetes Center in Malmö interessant. Darin zeigte sich, dass neben 16 bekannten noch 33 neu gefundene Genstellen die menschliche Fettverteilung beeinflussen – unabhängig von BMI und Körpergröße. Dazu kommen weitere 19 Genstellen, die BMI und Fettverteilung beeinflussen. In der Genomanalyse wurde deutlich, welche Genvarianten gemeinsam auftraten mit bestimmten Fettverteilungsmustern gemessen in Taillen- und Hüftumfang. Das Verhältnis von Taillen- zum Hüftumfang ist ein wichtiger Wert, um zu beurteilen, ob bauchbetontes und somit gesundheitsschädlicheres Übergewicht vorliegt. Er sollte bei Männern das Verhältnis 1,0 und bei Frauen von 0,85 nicht übersteigen.

Gene prägen männliche und weibliche Figur

Im Gegensatz zu BMI-assoziierten wirken sich die für die Fettverteilung entscheidenden Genvarianten bei Frauen signifikant stärker aus als bei Männern. 19 von 49 Genvarianten, die mit Hüft- und Taillenumfang zusammenhängen, sind beim weiblichen Geschlecht stärker ausgeprägt. Dabei stehen die Gene in enger Verbindung mit den Geschlechtshormonen, sodass die unterschiedliche Fettverteilung in Pubertät und Menopause am deutlichsten sichtbar wird. Für die Art der Fettverteilung werden bereits mit der Verteilung der Gene in der befruchteten Eizelle die Weichen gestellt.

Die Ergebnisse der Genanalyse bilden die Grundlage für die weitere Erforschung der biologischen Mechanismen der Körperfettverteilung und ihrer gesundheitlichen Auswirkungen. Erst wenn Wissenschaftler die krankmachenden Mechanismen vermehrten Fettgewebes im Bauchbereich und um die Eingeweide besser verstehen, können sie Ansätze finden, diese Mechanismen zu unterbrechen. „Die Genetische Forschung entlässt den Menschen aber nicht aus seiner Eigenverantwortung. Unabhängig vom individuellen Genprofil bleiben ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung die besten Wege, gesund zu bleiben“, so Kovacs. Quelle: Universität Leipzig

Fachveröffentlichungen:

BMI-Studie
Adam E Locke, Bratati Kahali, Sonja I Berndt, et al. Genetic studies of body mass index yield new insights for obesity biology. Nature 12.2.2015
doi:10.1038/nature14177

Genom-Studie
Dmitry Shungin, Thomas W Winkler, Damien C Croteau-Chonka, et al. New genetic loci link adipose and insulin biology to body fat distribution. Nature 12.2.2015
doi:10.1038/nature14132

Bewegungsmangel: Deutschland bleibt sitzen

Zum dritten Mal präsentieren die DKV und das Zentrum für Gesundheit durch Bewegung und Sport der Deutschen Sporthochschule Köln den DKV-Report „Wie gesund lebt Deutschland?“. Der auf Daten von 2014 beruhende Report gibt einen wissenschaftlich fundierten Einblick in das Gesundheitsverhalten der Menschen in Deutschland. Diesmal untersuchten die Experten zum ersten Mal differenziert das Sitzen als eigenständigen gesundheitlichen Risikofaktor. Außerdem geben Eltern in einer speziellen Befragung Auskunft über das Medien- und Gesundheitsverhalten ihrer 6- bis 12-jährigen Kinder.

Für den DKV-Report „Wie gesund lebt Deutschland?“ 2015 befragte das Marktforschungsinstitut GfK mehr als 3.000 Menschen in Deutschland intensiv zu ihrem Gesundheitsverhalten. Die Befragten berichteten am Telefon umfangreich über ihren Alltag: wie viel sie sich bewegen, was sie essen, wie gestresst sie sind und wie sie mit Alkohol und Zigaretten umgehen. Und, das ist neu in diesem Jahr: bei welchen Gelegenheiten und wie lange sie sitzen.

Nie hatten es die Menschen so bequem wie heute: Wir sitzen beim Arbeiten, vor dem Fernseher, im Auto und während wir online einkaufen. Zahlen des DKV-Reports zeigen, dass die Deutschen im Mittel siebeneinhalb Stunden pro Tag sitzen, die jungen Erwachsenen sogar neun Stunden. „Wir sind ein Volk der Sitzenbleiber geworden. Das dauerhafte Sitzen hat weitreichende Folgen für den Fett- und Blutzuckerstoffwechsel und macht die Menschen krank“, warnt Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der DKV.

Dauersitzen ist neben allgemeinem Bewegungsmangel heute als ein eigenständiger Risikofaktor für die Gesundheit anerkannt. „Im Bundes¬durchschnitt sitzen die Menschen am längsten vor dem Fernseher“, stellt Hochschul-Professor Ingo Froböse fest, wissenschaftlicher Leiter des DKV-Reports. Statistisch gesehen erhöht jede tägliche zusätzliche Fernsehstunde auf dem Sofa die Sterblichkeit um 11%. „Also kann jeder sich etwas Gutes tun, indem er den Fernseher nach der Lieblingssendung ausschaltet und vom Sofa aufsteht.“ Der zweithäufigste Grund fürs Sitzen ist im Bundesdurchschnitt die Arbeit am Schreibtisch. Hier sieht Froböse die Arbeitgeber am Zug: „Es gibt Möglichkeiten, das Sitzen zu begrenzen, etwa Stehmeetings, verstellbare Schreibtische und aktive Büropausen.“ Gerade mit Blick auf die älter werdenden Belegschaften und den Fachkräftemangel sollten Arbeitgeber das Thema Dauersitzen ernst nehmen.

Erstmals enthält der DKV-Report 2015 eine Befragung von 300 Eltern zu Mediennutzung und Gesundheitsverhalten ihrer 6- bis 12-jährigen Kinder. Nur ein Viertel der Kinder hält sich demnach an die Empfehlung, nicht länger als eine Stunde pro Tag Bildschirmmedien zu nutzen. 72% der Kinder haben sogar einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer, 50% einen Internetzugang. „Darunter leidet die Gesundheit. Wir haben festgestellt, dass sich jedes zweite Kind zu wenig bewegt“, sagt DKV-Chef Muth. „Kinder wachsen praktisch im Sitzen auf und kopieren den ungesunden Lebensstil ihrer Eltern.“ Die Probleme beschränken sich jedoch nicht auf die Freizeit. Auch den Schulalltag bewerten die meisten Eltern kritisch: Nur 30% meinen, dass Ganztagsschulen die Bewegung und gesunder Ernährung ihrer Kinder fördern.

Die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern erreichen mit 19% am häufigsten die Vorgaben für ein rundum gesundes Leben. Mecklenburg-Vorpommern steht damit zum dritten Mal an der Spitze des DKV-Reports. Berlin und Nordrhein-Westfalen sind mit 8% die Schlusslichter. Die Ursachen sind durchaus unterschiedlich, erklärt Ingo Froböse: „Die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern bewegen sich viel und ernähren sich gesund. Menschen in NRW leiden vor allem unter Stress und Bewegungsmangel. Und die Berliner rauchen viel und trinken gerne Alkohol.“ Quelle: Deutsche Sporthochschule Köln / ERGO

Mütterliche Ernährung beeinflusst körperliche Leistungsfähigkeit der Nachkommen

Wie Forscher des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung erstmals zeigen, kann die mütterliche Ernährungsweise die körperliche Leistungsfähigkeit des Nachwuchses beeinflussen – zumindest bei Mäusen. Im Vergleich zu Tieren, deren Mütter eine fettarme Diät während der Trag- und Stillzeit einhielten, waren Nachkommen von Müttern, die fettreiches Futter bekamen, trotz Lauftrainings weniger leistungsfähig. Ebenso sprach ihre Muskulatur nicht gut auf das Training an. Die Studie weist darauf hin, dass bei langanhaltender Aktivität die Muskeln dieser Tiere nur unzureichend mit Energie versorgt sind. Die Leistungsschwäche könnte mit fortschreitendem Alter das Risiko für Übergewicht erhöhen.

Isabel Walter und Susanne Klaus vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift Journal of Nutritional Science (I. Walter und S. Klaus, 2014, DOI:10.1017/jns.2014.55).

Nach Angaben der World Health Organisation hat sich die Zahl der krankhaft übergewichtigen Menschen seit 1980 weltweit verdoppelt, wobei verschiedene Faktoren das Entstehen von Übergewicht begünstigen. Zu diesen zählen eine gewisse erbliche Veranlagung, die Ernährung und nicht zuletzt auch die körperliche Aktivität. Verschiedene wissenschaftliche Studien weisen dabei darauf hin, dass die mütterliche Ernährung während der Schwangerschaft und Stillzeit die Nachkommen beeinflussen und diese im ungünstigen Fall im Erwachsenenalter für Übergewicht und Typ-2-Diabetes empfänglicher machen kann. Zudem ist bekannt, dass die fetale Entwicklungsphase für die Ausprägung der Muskulatur entscheidend ist, da nach der Geburt die Zahl der Muskelfasern nicht mehr zunimmt. Bislang gibt es kaum Studien, welche die Effekte der mütterlichen Ernährung auf die Muskulatur der Nachkommen hinsichtlich deren Trainierbarkeit sowie Leistungsfähigkeit untersucht haben. Daher gingen die Wissenschaftler des DIfE diesen Effekten am Mausmodell unter kontrollierten Bedingungen nach.

Insgesamt untersuchten die Forscher 20 Nachkommen von Müttern, die während der Trag- und Stillzeit fettarmes Futter* bekommen hatten, sowie eine Gruppe von 21 Tieren, die von Müttern stammten, die eine fettreiche Diät erhalten hatten. Nachdem die Tiere entwöhnt waren, erhielten alle jungen Mäuse fettarmes Futter. Jeweils einer Hälfte der beiden Mausgruppen stand zusätzlich ein Laufrad zur Verfügung, das die Tiere nach Belieben nutzen konnten.

Die Nachkommen aller Gruppen waren in etwa gleich schwer, fraßen gleich viel und verfügten über gleiche Mengen an Körperfett und Muskelmasse. Allerdings stellten die Wissenschaftler Unterschiede zwischen den beiden Gruppen fest, die für 28 Tage das freiwillige Laufradtraining absolviert hatten. So waren nach dem mehrwöchigen Training die Nachkommen der fettreich ernährten Mütter bei einem Ausdauertest nur etwa halb so leistungsfähig wie die Nachkommen der fettarm ernährten. Ihre Leistungsschwäche scheint mit Störungen des Fett- und Zuckerstoffwechsels einher zu gehen, da im Vergleich zur anderen Mausgruppe verschiedene Gene anders reguliert waren, die für die Fett- und Zuckeraufnahme in die Zellen eine Rolle spielen.

„Mit unserer Untersuchung zeigen wir zum ersten Mal, dass der mütterliche Verzehr einer sehr fettreichen Kost während der Schwangerschaft und Stillzeit die muskuläre Leistungsfähigkeit und Trainierbarkeit der Nachkommen beeinflusst – selbst dann, wenn die Mütter nicht übergewichtig sind“, sagt Susanne Klaus, die am DIfE die Arbeitsgruppe Physiologie des Energiestoffwechsels leitet. Zukünftig will Klaus die zu Grunde liegenden molekularen Mechanismen weiter untersuchen, wobei sie nicht ausschließt, dass auch epigenetische Veränderungen** der Gene eine Rolle spielen können. Um Rückschlüsse auf den Menschen zu ziehen, sei es sicher noch viel zu früh, dennoch lohne es sich, diesen ersten Hinweisen nachzugehen, um die Zusammenhänge zwischen Ernährung und pränataler*** Prägung besser zu verstehen, so Klaus.

Hintergrundinformation:

* Pro 100 Gramm enthielt das fettarme Futter etwa 4,3 Gramm Fett (dies entspricht ca. 10 Prozent des Energieanteils der Nahrung).
Pro 100 Gramm enthielt das fettreiche Futter etwa 21 Gramm Fett (dies entspricht ca. 30 Prozent des Energieanteils der Nahrung).
Das verwendete Fett setzt sich zusammen aus einem Anteil Sonnenblumenöl (70 Prozent), einem Teil Kokosnussöl (18 Prozent) und einem Teil Leinsamenöl (12 Prozent).

** Die Epigenetik ist ein relativ junges Forschungsgebiet. Sie untersucht veränderte Gen-Funktionen, die nicht auf eine Änderung der DNA-Sequenz zurückzuführen sind. Studien der letzten Zeit weisen verstärkt darauf hin, dass auch die Ernährung als Umweltfaktor den Aktivitätszustand von Genen nachhaltig beeinflussen kann, z. B. durch chemische Veränderung (Methylierung) der DNA-Bausteine.

*** pränatal: vor der Geburt

Arbeitsmarkt: Adipositas im Jugendalter nimmt zu

In Deutschland leben circa 200 000 Jugendliche mit einer extremen Form des Übergewichts (extreme Adipositas). Als 15-Jährige bringen sie mitunter 150 Kilogramm auf die Waage. Die Folgen davon sind Diabetes Typ 2, Gelenkbeschwerden, ein Schlaf-Apnoe-Syndrom oder Bluthochdruck. Aber auch die Psyche der Betroffenen leidet. Mit Diäten allein schaffen sie es nicht, ihre Gewichtsprobleme zu lösen und sich aus sozialer Isolation zu befreien. Welche neuen Ansätze es gibt, junge Menschen mit extremer Adipositas unter anderem bei einem erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen, diskutieren Experten auf der Kongress-Pressekonferenz der 8. Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der 30. Jahrestagung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG). Die gemeinsame Tagung findet vom 21. bis 22. November 2014 im Congress Center Leipzig (CCL) statt.

Jugendliche mit extremer Adipositas werden von Gleichaltrigen ausgegrenzt, gehänselt und von Erwachsenen diskriminiert. Viele ziehen sich von Mitschülern und Eltern zunehmend zurück und finden nach Schulabschluss oft auch keine Ausbildungsstelle. „Fettleibige junge Menschen neigen zu Depressionen und selbstverletzendem Verhalten, sie werden auch häufiger straffällig“, berichtet Professor Dr. med. Martin Wabitsch, Leiter Abteilung für experimentelle und klinische Endokrinologie, Diabetologie und Adipositas an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Ulm und Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) e.V..

Für Beratungen und Therapieprogramme sind Betroffene kaum zu motivieren. Diäten lehnen sie nach gescheiterten Therapieprogrammen und Selbstversuchen in der Regel ab. „Um überhaupt Kontakt zu solchen Jugendlichen zu bekommen, steht daher die Gewichtsabnahme nicht im Zentrum unserer Angebote“, sagt Professor Wabitsch: „Die vorrangigen Ziele sind die Steigerung des Selbstbewusstseins, die Unterstützung bei der Jobsuche und die frühzeitige Diagnose und Behandlung von Folgekrankheiten.“ Die medizinischen Untersuchungen bieten oft Gelegenheit, gesundheitliche Folgen der Adipositas zu besprechen und gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. „Da sich Abnehmprogramme auch mit psychologischer Unterstützung weitgehend als wirkungslos erwiesen haben, sprechen wir mit den Jugendlichen auch über die Option einer Operation“, erklärt Professor Wabitsch. Die sogenannten bariatrischen Eingriffe, bei denen der Magen verkleinert und/oder der Darm verkürzt wird, waren lange bei Jugendlichen tabu. Inzwischen werden sie durchgeführt und Professor Wabitsch prüft derzeit in der JA-Studie (www.ja-studie.de), die im Rahmen des Kompetenznetzes Adipositas vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, ob die chirurgischen Eingriffe bei Jugendlichen sicher und effektiv sind.

„Wir müssen aber auch erkennen, dass betroffene Jugendliche nicht allein für ihre Situation verantwortlich sind und gesamtgesellschaftliche Hilfe benötigen“, betont Professor Wabitsch. Nötig seien Eingliederungsmaßnahmen wie etwa eine Förderung der Berufsausbildung und die Schaffung entsprechender Arbeitsplätze. „Wir brauchen Regelungen und Kooperationen zur Gleichberechtigung von Menschen mit Adipositas“, so Wabitsch, Sprecher des Konsortiums „Jugendliche mit extremer Adipositas“ des Kompetenznetzes Adipositas.
Eröffnet wird die Diabetes Herbsttagung und die Adipositas Jahrestagung am Freitag, den 21. November 2014, um 10:15 Uhr im Plenarsaal des CCL, die Vorträge beginnen jedoch schon um 8.30 Uhr! Die Fort- und Weiterbildung aller mit Diabetes und Adipositas befassten Berufsgruppen ist ein wichtiges Anliegen der DDG und der DAG. Das Tagungsprogramm ist im Internet unter www.herbsttagung-ddg.de abrufbar. Interessierte können sich dort direkt online anmelden.

Psychotherapeutische Ansätze zur Behandlung von Diabetes und Adipositas

Diabetes und Fettleibigkeit sind chronische Erkrankungen, deren Behandlung Betroffenen ein Höchstmaß an Disziplin und Motivation abverlangt. Häufig stellen sich im Verlauf der Selbstbehandlung Versagensgefühle ein, die zu Depressionen führen können. Um negative Entwicklungen zu verhindern und die Motivation zu stärken, setzen Experten neue psychotherapeutische Behandlungsformen ein: Schema-Therapie, Acceptance-and-Commitment-Ansatz oder Konfrontationen vor dem Spiegel beim Krankheitsmanagement.

Diabetes und Adipositas treten immer häufiger auf, zunehmend auch kombiniert. Die Therapien stellen Betroffene oft vor große Herausforderungen. Diabetespatienten, die Insulin benötigen, müssen jeden Tag mehrmals Blutzucker messen, Insulinmengen berechnen und spritzen. Adipöse Menschen wiederum sind gefordert, täglich ein ausgeklügeltes Ernährungsmanagement umzusetzen, sich mehr zu bewegen und die Kalorienzufuhr zu kontrollieren.

„Dafür müssen Verzicht und Einschränkungen in Kauf genommen werden“, erläutert Dr. phil. Andrea Benecke. „Und das ist ein Problem“, ergänzt die Leiterin des Psychodiabetologischen Forschungs- und Behandlungsschwerpunkts der Poliklinischen Ambulanz an der Universität Mainz. „Denn die Betroffenen müssen sich jeden Tag für etwas negativ Erlebtes entscheiden. Dies entspricht nicht der menschlichen Natur, die unmittelbar positive Erfahrungen machen will.“

Erschwerend kommt hinzu, dass Blutzuckerwerte nicht hundertprozentig kontrollierbar sind. Ebenso gibt es Tage, an denen Menschen mehr wiegen, obwohl sie sich zuvor eingeschränkt haben. „Solche Erlebnisse wirken zusätzlich demotivierend, lösen Gefühle von Sinnlosigkeit, Hilflosigkeit und Versagen aus“, so Benecke. „Daraus können sich leicht Depressionen oder Angststörungen entwickeln.“ Zahlen belegen, dass Depressionen bei Diabetespatienten doppelt so häufig auftreten wie in der Allgemeinbevölkerung, Angststörungen um zwanzig Prozent erhöht sind. Angst und Depression haben zur Folge, dass sich die Blutzuckereinstellung verschlechtert oder das Gewichtsproblem verschärft.

Um dem entgegenzusteuern und die Selbstbehandlungsmotivation zu stärken, bieten Experten neue psychotherapeutische Lösungswege an. Bei der Schema-Therapie etwa identifiziert der Patient negative Einstellungen, die seine Selbstabwertung fördern oder Kompetenz in Frage stellen. „In einem zweiten Schritt verändern Therapeut und Patient die hinderlichen Schemata, so dass der Patient frei wird, gesündere Verhaltensweisen zu etablieren“, erklärt Benecke. Schwierige Lebensumstände besser annehmen zu können, ist das Ziel der Acceptance-and-Commitment-Therapie. „Psychische wie körperliche Schmerzen sollten ins Leben integriert statt bekämpft werden“, sagt Benecke. Bei Verfahren lernen die Patienten daher, Lebensziele mit der Erkrankung zu erreichen und nicht trotzdem.

Vielversprechend ist schließlich auch ein neuer Ansatz, der Menschen mit schweren Ess-Attacken helfen soll. Die Erkrankung, die Fachleute als „Binge-Eating“ bezeichnen, führt meist zu einem Vermeidungsverhalten, die Betroffenen leiden unter einer negativen Selbsteinschätzung und wollen sich mit ihrem Körper nicht beschäftigen. „Therapeutisch geleitete Konfrontationen vor dem Spiegel helfen, dieses Vermeidungsverhalten ab- und regelmäßige körperbezogene Aktivitäten aufzubauen“, erklärt Benecke. Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft

Buchempfehlung: Medical Fitness von Stefan Bircher und Sonja Keller-Bircher

Ob präventives oder posttherapeutische Fitnesstraining – sicher, praxis- und zielorientiert soll es sein! Wichtig ist deshalb die richtige Wahl von Beanspruchungsformen sowie die Übungsausführung.

Übungen zu Kräftigung, Koordination und Dehnung stehen im Mittelpunkt dieses Buches. Alle haben sich in der Posttherapie verschiedener Verletzungen und Erkrankungen sowie zur Prävention von Rezidiven bewährt. Trainer und Therapeuten finden hier ein zielorientiertes und für die Patienten sicheres Trainingsangebot.
Die Übungen werden in Ausgangsstellung, Ausführung und Variationen beschrieben. Auf Risiken in der Ausführung wird jeweils hingewiesen. Fotos in Ausgangsstellung und Ausführung illustrieren die meisten Übungen.

Neu in der 3. Auflage:
– Schwangerschaft und Rückbildung
– Geriatrie
– Trainingssteuerung
– Übungen für Schwangere und ältere Menschen

110 Übungen für indikationsbezogene Trainingspläne!

3., überarbeitete und erweiterte Auflage 2014
208 S. , 284 Abb. , Broschiert
ISBN: 9783830476962
34,99 €

Übergewicht: Den Tsunami der chronischen Krankheiten stoppen

Übergewicht und Bewegungsmangel gehören zu den Hauptursachen für nicht übertragbare Krankheiten. Ob Bluthochdruck, Schlaganfall, Typ-2-Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen, sie stehen in direktem Zusammenhang mit diesen Risikofaktoren. Um die Zunahme dieser Leiden zu stoppen, fordert die Deutsche Allianz gegen Nichtübertragbare Krankheiten (NCD Allianz) die politisch Verantwortlichen in Deutschland auf, wirksame Maßnahmen zu ergreifen.

Dazu gehören täglich mindestens eine Stunde Sport in Kita und Schule, eine Zucker-/Fettsteuer auf ungesunde Lebensmittel und die steuerliche Entlastung gesunder Lebensmittel, verbindliche Qualitätsstandards für die Schulverpflegung und ein Verbot von Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet. Prominente wie Eckart von Hirschhausen und Matthias Steiner stellten dieses Vier-Punkte-Programm zusammen mit Experten am 12. November in Berlin vor. Über die Hälfte der Erwachsenen und fünfzehn Prozent der Drei- bis Siebzehnjährigen in Deutschland sind übergewichtig, ein knappes Viertel der Erwachsenen und sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen sogar adipös – Tendenz steigend. Sie haben ein hohes Risiko, in der Folge ihres Übergewichts auch an Diabetes, Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck oder Atemwegsleiden zu erkranken. In Europa verursachen diese chronischen Krankheiten bereits 86 Prozent der vorzeitigen Todesfälle und 77 Prozent der Krankheitslast. Dies führt nicht nur zu großem Leid, sondern auch zu Kosten in mehrstelliger Milliardenhöhe.

Um die Zunahme dieser Erkrankungen zu stoppen, fordert die NCD Allianz daher Bund und Länder auf, endlich wirkungsvolle Maßnahmen einzuleiten. „Es gibt hunderte von Präventionsangeboten in Deutschland. Sie haben den Tsunami der chronischen Krankheiten nicht aufhalten können. Appelle an die Vernunft des Einzelnen sind gescheitert“, erklärt Dr. Dietrich Garlichs, Sprecher der Allianz. „Wir müssen wegkommen von der bisherigen ‚Projektitis‘ hin zu Strukturlösungen, die einen gesunden Lebensstil fördern“, so Garlichs. Zu diesem Zweck hat die Allianz ein Vier-Punkte-Programm formuliert, das auch bildungsferne Schichten erreicht, die besonders von den chronischen Krankheiten betroffen sind und die von den bisherigen Angeboten nicht erreicht werden.

(1) Täglich mindestens eine Stunde Bewegung (Sport) in Kita und Schule
Der Lebensstil wird in jungen Jahren geprägt. Kinder bewegen sich heute viel zu wenig. Dabei ist Bewegung für ein ausgewogenes Verhältnis von Energieaufnahme und Energieverbrauch sehr wichtig: Täglich 60 bis 90 Minuten moderate Aktivität steigern den Energieverbrauch um rund zehn Prozent und verhindern dadurch eine Gewichtszunahme – dies wird schon durch strammes Spazierengehen oder Fahrrad fahren erreicht. Deshalb gehört eine Stunde Sport täglich auf den Stundenplan für Schulen und Kitas, da nur dort alle Kinder und Jugendlichen erreicht werden.

(2) Adipogene Lebensmittel besteuern und gesunde Lebensmittel entlasten (Zucker-/Fettsteuer)
Der Lebensmittelpreis kann das Verbraucherverhalten stark beeinflussen. Wir essen heute doppelt so viel Zucker, Fett und Salz, als uns gut täte. Wenn in Lebensmitteln ein bestimmter Anteil an Fett, Zucker oder Salz überschritten wird, sollten sie durch eine Steuer verteuert werden. Entsprechend sollten gesunde Lebensmittel verbilligt werden. Länder wie Dänemark, Ungarn, Finnland und Frankreich haben bereits differenzierte Lebensmittelsteuern eingeführt. Selbst die nach kurzer Zeit in Dänemark aus koalitionspolitischen Gründen wieder abgeschaffte Fettsteuer senkte den Konsum stark fetthaltiger Produkte um 10 bis 20 Prozent.

Wie erfolgreich Preissignale sein können, haben auch die Erfahrungen mit den Tabaksteuererhöhungen in Deutschland gezeigt. Erst durch sie konnte der Anteil der rauchenden Jugendlichen in den letzten zehn Jahren halbiert werden. Dagegen haben die Informations- und Aufklärungsprogramme an Schulen kaum einen Effekt gehabt.

(3) Verbindliche Qualitätsstandards für Kita- und Schulverpflegung
Kita und Schule können beim gesunden Aufwachsen von Kindern eine wichtige Rolle übernehmen, da sie sich mit zunehmendem Nachmittagsunterricht und dem steigenden Anteil an Ganztagesschulen immer mehr zum zentralen Lebensraum von Kindern und Jugendlichen entwickeln. Infolgedessen essen Kinder auch immer häufiger in der Schule. Die Zusammensetzung und Qualität des täglichen Essens beeinflusst nicht nur die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, sondern bestimmt auch maßgeblich, wie sich ihr Ernährungsverhalten bis ins Erwachsenenalter ausbildet und verfestigt. Die Schulverpflegung spielt daher nicht nur eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, sondern kann auch einen nachhaltigen Beitrag zum Gesundheitsverhalten in der Bevölkerung insgesamt leisten.

(4) Verbot von an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung
Die Lebensmittelindustrie bewirbt fast ausschließlich ungesunde Nahrungsmittel, die viel Zucker, Fett oder Salz enthalten und welche die Entstehung von Übergewicht fördern; dazu gehören Süßwaren, stark zuckerhaltige Frühstückscerealien, Milchprodukte und Softdrinks sowie fett- und salzreiche Knabberwaren. Da die Ernährungsgewohnheiten in Kindheit und Jugend geprägt und dann zu einem hohen Grad im Erwachsenenalter beibehalten werden, versucht die Lebensmittelindustrie, Kinder als Kunden von morgen mit Hilfe spezieller Kinderprodukte und entsprechender Werbung frühzeitig an Marken und Produkte zu binden. Kinder können häufig Werbebotschaften als solche nicht erkennen. Daten belegen, dass Kindermarketing das Risiko erhöht, überschüssiges Gewicht zuzulegen. Freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie haben sich als wirkungslos erwiesen.

Dr. med. Eckart von Hirschhausen, ehemaliger Arzt an der Kinderklinik der Freien Universität Berlin, unterstützt das Anliegen der Allianz. „In Kindergärten und Schulen entscheidet sich für das Leben, ob man seinen Körper verstehen und lieben lernt. Und weil ein gesundes Selbstvertrauen, Neugier und Freude die besten Garanten für ein glückliches und gesundes Leben sind, ist es höchste Zeit, dass die Mediziner, Pädagogen und Erzieher moderne und praxiserprobte Konzepte an die Hand bekommen“, meint der Komiker und Moderator. Auch Matthias Steiner, Olympiasieger im Gewichtheben und Buchautor, findet den Ansatz richtig: „Sport oder – für weniger Ambitionierte: tägliche Bewegung – ist der richtige Hebel, um das Verhältnis von Energiezufuhr und –verbrauch in eine stabile Balance zu bringen.“

Die vier Maßnahmen werden auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Globalen Aktionsplan gegen nichtübertragbare Krankheiten 2013-2020 empfohlen. Mit der politischen Deklaration des ersten UN-Gipfels zur Prävention und Kontrolle nichtübertragbarer Krankheiten 2011 und der Annahme des Globalen NCD-Aktionsplans bei der Weltgesundheitsversammlung 2013 ist Deutschland die Selbstverpflichtung eingegangen, die empfohlenen Politikstrategien umzusetzen. „Nun müssen die Verantwortlichen endlich handeln!“, fordert Garlichs.

Quelle:
Strategiepapier der Arbeitsgruppe Adipositasprävention in der Deutschen Allianz gegen Nichtübertragbare Krankheiten (NCD Allianz). Berlin. November 2014.
http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/presse/pressematerial.html

Die Deutsche Allianz gegen Nichtübertragbare Krankheiten (NCD Allianz)
Die Deutsche Allianz gegen Nichtübertragbare Krankheiten hat sich 2011 zusammengeschlossen, um gemeinsam den UN-Gipfel gegen die nicht übertragbaren Krankheiten zu begleiten und sich für nachhaltige Gesundheitsförderung in Deutschland, Europa und der Welt einzusetzen.

Der NCD Allianz in Deutschland gehören die folgenden Organisationen an:
Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung (bvpg)
Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG)
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Deutsche Diabetes-Stiftung (DDS)
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Vitamin D fördert die Regeneration von Blutgefäßen

Frankfurter Wissenschaftler haben gemeinsam mit internationalen Forschern eine neue Funktion von Vitamin D entdeckt, die die Basis für wirksamere Behandlungen von Gefäßschädigungen bei Volkskrankheiten wie dem Diabetes legen könnte.

Ob Osteoporose, Multiple Sklerose oder möglicher Weise Herzinfarkte: Eine Vielzahl von Krankheitsbildern wird mit einem Mangel an Vitamin D in Verbindung gebracht. Auch in Deutschland ist die Vitamin-D-Unterversorgung ausgesprochen häufig. Mindestens 60 Prozent der Deutschen haben einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel, obgleich der Körper bei ausreichender Sonnenbestrahlung der Haut Vitamin D selbst bilden kann. Frankfurter Wissenschaftler um die Physiologen Prof. Ralf Brandes und PD Dr. Katrin Schröder vom Fachbereich Medizin der Goethe-Universität Frankfurt haben jetzt entdeckt, das Vitamin D die Blutgefäßneubildung fördert. Mit dieser Erkenntnis könnte die Therapie von Krankheiten verbessert werden, die eine eingeschränkte Gefäßregeneration zur Folge haben. Ein sehr verbreitetes Beispiel für eine solche Erkrankung ist Diabetes. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen wurden am 16. September in der aktuellen Ausgabe des renommierten Fachjournals „Circulation“ veröffentlicht. Es handelt sich um die erste Studie, die den Zusammenhang von Gefäßregeneration und Vitamin D aufdeckt.

Einnahme von Vitamin D erhöht regenerationsaktivierende Zellen

Im Gegensatz zu vielen anderen Vitaminen, die im Stoffwechsel gebraucht werden, synthetisiert der menschliche Körper aus Vitamin D ein Hormon. Von diesem Vitamin-D-Hormon, 1,25-Dihydroxycholecalciferol, gehen vielfältige Funktionen aus. Es fördert die Kalziumaufnahme im Darm, wirkt dem Kalziumverlust im Knochen entgegen und reguliert damit den Knochenaufbau. Die Forscher konnten nun nachweisen, dass die Gabe des Vitamin-D-Hormons die Regeneration von Blutgefäßen fördert. Die Wissenschaftler beobachteten, dass die Einnahme von Vitamin D beim Menschen die Menge der im Blut zirkulierenden regenerationsaktivierenden Zellen erhöht. Gleichzeitig konnte im Mausmodell belegt werden, dass die Gabe von niedrigen Dosen des Vitamin-D-Hormons die Heilung von Blutgefäßen beschleunigt. Die bei der Zuckerkrankheit stark eingeschränkte Gefäßneubildung ließ sich damit vollständig normalisieren.

Verbesserte Regeneration durch gesteigerte Produktion von Signalmolekülen

Eine besondere Leistung der Forscher war es, den der Gefäßregeneration zugrundeliegenden Mechanismus nachzuweisen. So konnte belegt werden, dass das Vitamin-D-Hormon die körpereigene Regeneration steigert, indem es die Produktion eines sehr wichtigen Signalmoleküls in der Zelle erhöht. Dieses Hypoxie-induzierbarer Faktor (HIF1α) genannte Protein ist für die Bildung einer Vielzahl wichtiger regenerativer Gewebehormone zuständig. Die Wissenschaftler kommen zum Fazit, dass eine Vitamin-D-Gabe bei Patienten mit eingeschränkter Gefäßregeneration, wie im Falle von Diabetikern, therapeutisch erprobt werden sollte.

Über die Forschergruppe

Die Arbeit der Forschergruppe, die Prof. Ralf Brandes und PD Dr. Katrin Schröder leiteten, wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung und der Alexander-von-Humboldt-Stiftung gefördert. Prof. Brandes, Jahrgang 1969, studierte Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover und der Emory University in Atlanta. Nachdem er im Jahr 1995 sein Medizinstudium und ein Jahr später seine Promotion abschloss, folgten wissenschaftliche Stationen als Postdoc und die Habilitation. Seit dem Jahr 2006 ist er Professor für Physiologie am Fachbereich Medizin der Goethe-Universität, wo er seit 2008 das Institut für Kardiovaskuläre Physiologie leitet. PD Dr. Katrin Schröder, Jahrgang 1975, ist Biologin. Sie studierte von 1994 bis 1999 an der Universität Rostock, um anschließend am dortigen Institut für Biochemie zu promovieren. In den Jahren 2003 bis 2004 arbeitete sie als Postdoc am Institut für Experimentelle Dermatologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seit 2005 ist sie am Zentrum der Physiologie des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität Frankfurt tätig, wo sie 2011 die Venia legendi für das Fach Physiologie erhielt.

Publikation:
Wong MS, Leisegang MS, Kruse C, Vogel J, Schürmann C, Dehne N, Weigert A, Herrmann E, Brüne B, Shah AM, Steinhilber D, Offermanns S, Carmeliet G, Badenhoop K, Schröder K, Brandes RP. Vitamin D promotes Vascular Regeneration. Circ