Studie: Dicke Kinder haben bereits Atherosklerose-Frühform

Vom 8. – 11. April 2015 findet in Mannheim die 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) statt.

Übergewichtige Kinder weisen bereits überhöhte Blutdruckwerte, Stoffwechsel-Veränderungen und Veränderungen von Blutgefäßen auf, die als Frühform einer allgemeinen Atherosklerose angesehen werden müssen. Das berichtet PD Dr. Sandra Erbs (Universität Leipzig) auf der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, bei der vom 8. bis 11. April in Mannheim 8.500 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammentreffen. Generalisierte Atherosklerose bedeutet eine krankhafte Veränderung der Blutgefäße mit Wand-Verhärtung und -Verdickung, sowie Elastizitätsverlust und Einengung.

Eine Leipziger Forschergruppe unterzog 106 adipöse und 71 normalgewichtige Kinder 24-Stunden-Blutdruckmessungen und einem oraler Glukosetoleranztest, Messungen an der Halsschlagader (Intima-Media-Dicke), Messungen der Funktion der innersten Wandschicht von Blutgefäßen (En-dothel), der körpereigenen Regeneration und von Entzündung. Im Vergleich zu Normalgewichtigen war der 24-Stunden-Blutdruckwert in der Gruppe der adipösen Kinder signifikant schlechter, sie hatten einen im Durchschnitt um 8,2 mmHg höheren systolischen Blutdruck. Die Endothelfunktion war bei adipösen Kindern signifikant eingeschränkt. Zudem gaben pathologische Veränderungen der Intima-Media-Dicke (ein Messwert für Wandveränderungen des Gefäßes) Hinweise auf beginnende Gefäßveränderungen. Die Anzahl im Blut zirkulierender endothelialer Vorläuferzellen, die die Fähigkeit haben, zu Endothelzellen zu differenzieren, war bei adipösen Kindern reduziert. Das deutet auf eine eingeschränkte körpereigene Regenerationsfähigkeit hin.

Quelle: DGK-Abstract P 425. 24-Stunden-Blutdruckprofil und vaskuläre Funktion bei Kindern mit Adipositas im Vergleich zu normalgewichtigen Kindern; S. Erbs, N. Mangner, R. Höllriegel, K. Scheuermann, M. Neef, A. Berthold, M. Vogel, G. C. Schuler, W. Kiess, A. Körner

Sportliche Aktivität erhöht Beschäftigungschancen und Einkommen

Der Stellenwert sportlicher Fitness für die Überwindung von Arbeitslosigkeit wird vielfach unterschätzt. Dabei belegen zahlreiche Studien, dass Sport neben der Gesundheit auch die kognitiven und nicht-kognitiven Fähigkeiten fördert – einschließlich sozialer Kompetenzen wie Teamwork, Selbstdisziplin, Ausdauer, Stressbewältigung und Selbstvertrauen. Für IZA World of Labor, eine Online-Plattform des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), hat Michael Lechner diesen Zusammenhang untersucht. Seine Analyse legt nahe, dass die Förderung sportlicher Betätigung als Maßnahme der aktiven Arbeitsmarktpolitik die Wiederbeschäftigungschancen gerade von Langzeitarbeitslosen deutlich steigern könnte.

Mit der Sportausübung geht der Studie zufolge in aller Regel eine gesteigerte individuelle Leistungsbereitschaft und Produktivität einher. Bei Erwerbstätigen kann sich dies positiv auf den individuellen Erfolg am Arbeitsmarkt auswirken und zu Lohnsteigerungen zwischen vier und 17 Prozent führen. Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) für Deutschland belegen beispielsweise ein fünfprozentiges Einkommensplus für Männer, die mindestens einmal pro Woche sportlich aktiv sind. Besonders wirksam sind Sportarten im Freien, doch auch Fitnesstraining zahlt sich aus.

Schon Kinder und Jugendliche profitieren vom Sport durch bessere schulische Leistungen und „Soft Skills“, die sich wiederum positiv auf die späteren Arbeitsmarktchancen auswirken. So zeigen SOEP-Daten ebenfalls, dass Frauen, die bereits als 15-Jährige regelmäßig Sport trieben, im Durchschnitt rund sechs Prozent mehr verdienen.

Aber auch Stellensuchende werden durch die Effekte sportlicher Aktivitäten mit höherer Wahrscheinlichkeit zu intensiveren Suchanstrengungen und selbstbewussterem Auftreten in Bewerbungsverfahren angeregt. Sport sollte dabei allerdings nicht den Zeiteinsatz für die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt oder eine Qualifizierung reduzieren, sondern eher „unproduktive“ Zeiten etwa vor dem Fernseher verringern.

„Die gezielte Förderung sportlicher Betätigung könnte als arbeitsmarktpolitische Maßnahme zur Aktivierung von Langzeitarbeitslosen, beispielsweise in Form von Laufgruppen oder Mannschaftsporttraining, durchaus sinnvoll sein“, erklärt Lechner. Auf diese Weise ließen sich die körperliche und geistige Fitness der freiwilligen Teilnehmer steigern sowie deren Teamgeist und Durchhaltevermögen fördern. „Das sind alles Eigenschaften, die auf dem Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle spielen“, so der Ökonom von der Universität St. Gallen.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) kooperiert auf diesem Gebiet seit einigen Jahren mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). Ein „vielversprechender Ansatz“, findet Lechner. Evaluationsstudien müssten nun zeigen, welche konkreten Umsetzungen sich in der Praxis bewährt haben. Denn bislang gibt es zwar einzelne lokale Projekte, aber noch kein flächendeckendes Angebot. Quelle: Institut für Zukunft der Arbeit

Körperliche Aktivität schützt die Nerven: Bewegungsmuffel erkranken häufiger an Parkinson

Körperliche Aktivität ist gut für die Gesundheit, senkt das Risiko für Schlaganfall und Demenz – kann aber noch viel mehr: Bewegung schützt vor der Parkinson-Krankheit. Wissenschaftler des renommierten Karolinska Instituts in Stockholm fanden heraus, dass tägliche moderate körperliche Aktivität das Risiko für Parkinson verringert. Am deutlichsten ist dieser Effekt bei den Männern. „Wir haben nun starke Gründe anzunehmen, dass körperliche Aktivität die Wahrscheinlichkeit für eine Parkinsonerkrankung senkt – ähnlich wie das für die Alzheimerkrankheit schon bekannt ist“, erklärt Prof. Dr. Günther Deuschl von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Morbus Parkinson zählt zu den neurodegenerativen Erkrankungen. Im Gehirn sterben nach und nach Nervenzellen ab, die den Botenstoff Dopamin produzieren – es kommt zu einem Dopaminmangel in der im Mittelhirn gelegenen Substantia nigra, der sogenannten schwarzen Substanz. Die Nervenzellen in diesem Areal enthalten Melanin und sind dunkel gefärbt – daher der Name. Dopamin hat viele Aufgaben im Gehirn – unter anderem ist der Neurotransmitter für reibungslose Bewegungsabläufe zuständig. Wenn 50 bis 60 Prozent der Dopamin-produzierenden Zellen abgestorben sind, machen sich die ersten Krankheitszeichen von Parkinson bemerkbar. Die typischen Symptome sind Muskelzittern in Ruhephasen, verlangsamte Bewegungen und Steifheit der Muskeln. Warum ein Mensch an Parkinson erkrankt und der andere nicht, ist noch weitgehend unklar. Diskutiert werden erbliche Faktoren und Umweltgifte, welche die Substantia nigra schädigen. Eine Prävention gegen die neurodegenerative Erkrankung gibt es nicht.

Alltagsaktivitäten in Haushalt, Beruf und Freizeit

Das schwedische Forscherteam um Karin Wirdefeldt nahm nun den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und dem Risiko, an Parkinson zu erkranken, in einer Studie (1) genauer unter die Lupe. Sie werteten die Daten von mehr als 43.000 Schweden aus, die an einer großen Krebsvorbeugungsstudie teilnahmen. Insgesamt wurden 27.863 Frauen und 15.505 Männer, die im Schnitt 50 Jahre alt waren, von 1997 bis zum Ende des Jahres 2010 beobachtet. Keiner der Probanden war zu Beginn der Studie an Parkinson erkrankt.

In einem 36-seitigen Fragebogen machten sie detaillierte Angaben zu ihren körperlichen Aktivitäten: im Haushalt, auf dem Weg zur Arbeit, in Beruf und Freizeit sowie zu ihrer täglichen Gesamtaktivität. Zusätzlich gaben sie Auskunft darüber, wie körperlich aktiv sie in bestimmten Altersperioden gewesen waren. Als Maß für die körperliche Aktivität dienten sogenannte Metabolische Äquivalente (MET, Metabolic Equivalent of Task) in Stunden pro Tag. Die Basis dafür war die Messung der körperlichen Belastung über den geschätzten Sauerstoffverbrauch, der mit den verschiedenen Aktivitäten einhergeht.

Die MET-Punkte für Haushalt, Pendeln zum Job und Freizeitaktivität wurden als „allgemeine körperliche Aktivität “ summiert. Dann ermittelten die Forscher das Risiko für eine Parkinsonerkrankung in Abhängigkeit von ihrer körperlichen Aktivität. „Eine Stärke der Studie ist, dass wir damit das gesamte Spektrum des täglichen Energieverbrauchs berücksichtigt haben, statt uns nur auf bestimmte Bewegungsarten zu fokussieren“, so die Forscher.

Sechs Stunden Bewegung pro Woche reduziert das Parkinson-Risiko um bis zu 45 Prozent

Im Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 12,6 Jahren erkrankten 286 der insgesamt 43.368 Studienteilnehmer an Parkinson laut nationalem schwedischen Patientenregister – 158 davon waren Männer. Personen, die mehr als sechs Stunden pro Woche im Haushalt und auf dem Weg zum Arbeitsplatz körperlich aktiv waren, hatten ein 43 Prozent niedrigeres Risiko an Parkinson zu erkranken als Probanden, die auf diese Aktivitäten weniger als zwei Stunden wöchentlich verwendeten. Bei Männern sank das Risiko sogar um 45 Prozent. „Schon tägliche moderate Bewegung im Alltag kann das Parkinsonrisiko deutlich senken“, schlussfolgern die schwedischen Forscher. Das Studienergebnis erhärtete sich, als die Forscher zusätzlich bereits veröffentlichte prospektive Kohortenstudien (2) analysierten. Auch hier zeigte es sich, dass moderate Bewegung das Parkinsonrisiko bei Männern und Frauen senkt.

„Zusammen mit weiteren Studien, die in dieselbe Richtung weisen, ist dies der Einstieg in eine wissenschaftlich abgesicherte Vorbeugung von neurodegenerativen Erkrankungen – jenen Krankheiten, bei denen die Nervenzellen im Gehirn zugrunde gehen“, kommentiert Deuschl, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel und Präsident der European Academy of Neurology (EAN). „Bewegung in den Alltag zu integrieren, fällt vermutlich den meisten Menschen leichter, als gezielt regelmäßig Sport zu treiben, und könnte positive Langzeiteffekte für die Gesundheit haben. Die Mechanismen für diese Wirkung sind noch nicht klar. Körperliche Bewegung hat viele positive Effekte, darunter die Freisetzung von Wachstumsfaktoren, verminderte Entzündungsaktivität, höhere Vitamin-D-Produktion“, so der Parkinson-Experte.

Parkinson tritt in der Regel in höherem Lebensalter auf. Die Diagnose wird meist zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr gestellt. Es gibt allerdings auch jüngere Parkinsonpatienten – etwa 10 Prozent sind bei der Diagnose noch keine 40 Jahre alt. Bei den über 60-Jährigen erkrankt etwa einer von 100 Menschen an Morbus Parkinson. Insgesamt wird die Zahl der betroffenen Patienten in Deutschland auf 240.000 bis 280.000 geschätzt. Nach der Alzheimer-Krankheit ist Parkinson damit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Männer erkranken etwas häufiger als Frauen. Mit der steigenden Lebenserwartung wird die Anzahl der Parkinsonpatienten in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Der Grund: die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung.

Quellen: Deutsche Gesellschaft für Neurologie

1) Wirdefeldt, K. et al (2015). Physical activity and risk of Parkinson’s disease in the Swedish National March Cohort. Brain: A Journal of Neurology 2015: 138; 269-275, DOI: 10.1093/brain/awu323

2) Xu Q, Park Y, Huang X, et al. Physical activities and future risk of Parkinson disease. Neurology 2010;75(4):341-348.

Bereits bei Kindern beeinflusst körperliche Aktivität die Höhe des Blutdrucks

Kinder, die körperlich aktiv sind, beeinflussen positiv ihren Blutdruck. Dies zeigt eine neue Studie, die untersucht hat, wie sich körperliche Aktivität und sitzendes Verhalten auf den Blutdruck bei Kindern auswirken. Sie basiert auf Daten von Kindern aus acht europäischen Ländern, die am EU-Projekt IDEFICS teilgenommen hatten. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS sind Mitautoren der Studie, die jetzt im „International Journal of Cardiology“ erschienen ist.

Mehr als 18.000 Kinder aus acht europäischen Ländern – Belgien, Deutschland, Estland, Italien, Schweden, Spanien, Ungarn und Zypern – nahmen an der IDEFICS-Studie teil. Von diesen wurden 5.061 im Alter zwischen zwei und neun Jahren mit einem Accelerometer ausgestattet, der ihre Bewegungsaktivität aufzeichnete.

Die Ergebnisse dieser Studie untermauern bisherige Untersuchungen, die eine günstige Wirkung von körperlicher Aktivität auf den Blutdruck zeigen. Es werden verschiedene Mechanismen diskutiert, durch die sich Bewegung regulierend auf den Blutdruck auswirkt. So gibt es überzeugende Belege, dass die körperliche Anstrengung die innere Zellschicht der Blutgefäße stimuliert, so dass die Gefäße erweitert werden und der Blutdruck sinkt.

Das BIPS und die Universität Bremen koordinierten gemeinsam die IDEFICS-Studie. Die Untersuchung zu Bluthochdruck bei Kindern im Zusammenhang mit körperlicher Aktivität wurde von der GENUD-Forschungsgruppe (Growth, Exercise, Nutrition and Development Research Group) der Universität von Zaragossa in Spanien unter der Leitung von Prof. Dr. Luis Moreno durchgeführt. Dies erfolgte in Zusammenarbeit mit Dr. Augusto F. de Moraes von der YCARE-Forschungsgruppe (Youth/Child and Cardiovascular Risk and Environmental Research Group) der medizinischen Universität von Sao Paulo in Brasilien.

De Moraes erklärt: „Chronische Erkrankungen machen den Hauptanteil der globalen Krankheitslast aus und stellen somit ein zentrales öffentliches Gesundheitsproblem dar. Unter den chronischen Erkrankungen bei Erwachsenen kommt Bluthochdruck am häufigsten vor. Studien haben gezeigt, dass die Höhe des Blutdrucks in Kindheit und Jugend die Entwicklung von Bluthochdruck im Erwachsenenalter maßgeblich beeinflusst. Für eine langfristige Gesundheit ist es daher wichtig, frühzeitig ein gesundes Verhalten zu entwickeln. Hierzu gehört es zum Beispiel, bereits bei Kindern und Jugendlichen eine regelmäßige körperliche Aktivität zu fördern.“

Die Untersuchungen der IDEFICS-Studie werden in der EU-finanzierten I.Family-Studie weitergeführt, die das BIPS gemeinsam mit der Universität Bremen leitet. Die IDEFICS-Kinder sind mittlerweile ins Teenageralter gekommen. Bei der I.Family-Studie sind sie als Probanden wieder mit dabei, auch ihre Geschwister und Eltern sind zur Teilnahme eingeladen. Das Forschungsprojekt will erforschen, welche Motive zu einem gesunden Ernährungs- und Lebensstil führen und welche Hemmnisse dies verhindern können. Dabei soll auch herausgefunden werden, ob diese Einflussfaktoren das Risiko für Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

Dr. Johann Böhmann, Chefarzt der Kinderklinik in Delmenhorst und Mitglied des Beirates der I.Family-Studie, erklärt: „Ich kann aus meiner Erfahrung bestätigen, dass die Fälle von Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen zunehmen. Umso erfreulicher ist es, dass einfache Maßnahmen helfen, den Blutdruck nachweisbar zu senken. Hierzu zählt, dass wir die Kinder unterstützen, mit Freude körperlich aktiv zu sein.“ Quelle: Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS

Publikation:
„Incidence of high blood pressure in children – Effects of physical activity and sedentary behaviors: The IDEFICS study: High blood pressure, lifestyle and children.“
de Moraes AC, Carvalho HB, Siani A, Barba G, Veidebaum T, Tornaritis M, Molnar D, Ahrens W, Wirsik N, De Henauw S, Mårild S, Lissner L, Konstabel K, Pitsiladis Y, Moreno LA; IDEFICS consortium. International Journal of Cardiology. 2015 Feb 1;180:165-70. doi: 10.1016/j.ijcard.2014.11.175. Epub 2014 Nov 26. http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0167527314023560

Mediterrane Ernährung und ein aktiver Lebensstil können vor Alzheimer schützen

Wer isst wie am Mittelmeer und sich körperlich und geistig in Bewegung hält, schützt sich zugleich vor der Alterskrankheit Demenz: Dies gilt in der Fachwelt inzwischen als erwiesen. Warum dies so ist und was genau im Gehirn passieren muss, um dem gefürchteten Gedächtnisschwund vorzubeugen, das will der Pharmakologe Dr. Gunter Eckert, Privatdozent an der Goethe-Universität Frankfurt, in einem neuen Forschungsprojekt herausfinden. Finanziert wird das Projekt von der gemeinnützigen Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Bis jetzt ist Alzheimer unheilbar, umso mehr Bedeutung kommt einer präventiven Lebensweise zu. Gunter Eckert konnte mit seiner Forschungsgruppe „nutritional neuroscience“ bereits zeigen, dass es bei der Alzheimer-Krankheit früh zu einer Veränderung in den Kraftwerken der Nervenzellen (Mitochondrien) kommt. Diese lässt sich nach aktuellem Forschungsstand mit Polyphenolen, beispielsweise aus Oliven oder Trauben als Bestandteil einer mediterran ausgerichteten Ernährung, positiv beeinflussen. Darüber hinaus scheinen auch geistige Stimulation und körperliche Bewegung die Mitochondrien zu stärken.

All dies haben auch schon vor Jahren epidemiologische Studien gezeigt, die Daten zu Ernährung, Lebensweise und Erkrankung unter die Lupe nahmen. Auch klinische Studien gibt es bereits. Nicht bekannt ist bislang jedoch, was genau im Gehirn, in den Mitochondrien der Nervenzellen, geschieht. „Es soll die These überprüft werden, dass eine polyphenolreiche Diät zusammen mit geistiger und körperlicher Ertüchtigung Alterungsprozesse des Gehirns verlangsamt, die mitochondriale Dysfunktion verbessert und somit Evidenzen für einen Schutz vor Alzheimer liefert“, hat sich Gunter Eckert zum Ziel gesetzt.

Für seine Forschung setzt Eckert genetisch veränderte Mäuse ein, die bereits nach wenigen Monaten alzheimerähnliche Symptome entwickeln. Die Nager erhalten ein polyphenolreiches Futter und leben in größeren Käfigen, die mit Laufrädern und anderen Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet sind, zum Beispiel mit Lego-Steinen. „Die Ausstattung wird wöchentlich ausgetauscht, damit die Mäuse gefordert sind“, erklärt der Forscher. Sollten diese Maßnahmen den Beginn der Alzheimer-Symptome bei den Mäusen nach hinten verschieben, würde das als Hinweis auf die Wirksamkeit dieses Ansatzes gelten.

Gunter Eckerts Forschungen wurden schon 2002 und 2008 von der Alzheimer Forschung Initiative gefördert, dem größten privaten Förderer öffentlicher Alzheimer-Forschung in Deutschland. Nun wurde der Ernährungs-Experte und Fachpharmakologe mit seinem auf zwei Jahre ausgelegten Projekt erneut von der AFI unterstützt. 74.950 Euro werden für das Frankfurter Projekt zur Verfügung gestellt. Das Forschungsvorhaben ist eines von sieben innovativen Alzheimer-Forschungsprojekten an deutschen Universitäten, welche die AFI ab sofort mit insgesamt 464.220 Euro bis 2016 fördert. Seit ihrer Gründung 1995 hat die AFI insgesamt 155 Wissenschaftler mit rund sieben Millionen Euro unterstützt. Quelle: Universität Frankfurt

Neue Ergebnisse der RKI-Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“

Immer mehr Menschen achten auf ihre Gesundheit: Das ist eines der Ergebnisse der GEDA-Welle 2012 („Gesundheit in Deutschland aktuell“). Seit der ersten Befragung 2003 ist zum Beispiel die Rauchquote bei Frauen und Männern zurückgegangen und die Sportbetätigung gestiegen. Dieser Trend hat sich zwischen 2010 und 2012 nochmals deutlich fortgesetzt. Im Jahr 2012 rauchten 24 % der Frauen (29 % in 2003) und 31 % der Männer (38 % in 2003). Allerdings hat in diesem Zeitraum auch die Verbreitung einiger chronischer Krankheiten zugenommen (zum Teil wegen des gestiegenen Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung). So ist der Anteil von Männern mit Arthrose von 16 % in 2003 auf 20 % in 2012 gestiegen, der Anteil von Frauen mit Arthrose von 23 % auf 28 %.

Bei der GEDA-Welle 2012 des Robert Koch-Instituts (RKI) sind von Februar 2012 bis März 2013 insgesamt 19.294 Teilnehmer aus allen Regionen befragt worden. Die GEDA-Daten geben ein umfassendes Bild des Gesundheitszustands, der Einflussfaktoren auf die Gesundheit sowie der Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems. Durch den Vergleich mit früheren Erhebungen lassen sich Trends abschätzen.

Die Ergebnisse der 33 Themen (Indikatoren) werden übersichtlich in Faktenblättern dargestellt. Jedes Faktenblatt, von Arthritis bis Zahnvorsorgeuntersuchung, ist identisch gegliedert in Einleitung, Indikator, Kernaussagen, Ergebnisbewertung, Häufigkeitsverteilung (nach Alter, Bildungsgruppe und Geschlecht) sowie regionale Verteilung. Themen, die besonders interessieren, sind dadurch schnell zugänglich. Die Faktenblätter sind auch einzeln auf der RKI-Internetseite abrufbar, zum Beispiel in der Rubrik Gesundheit A-Z. Der GEDA-Bericht kann kostenlos beim RKI bestellt werden und auf den RKI-Internetseiten als Pdf-Datei heruntergeladen werden. Zusätzlich können ab Januar 2015 die Originaldaten für wissenschaftliche Auswertungen als so genannter Public Use File angefordert werden.

Im Internet, im Informationssystem der Gesundheitsberichterstattung des Bundes, sind die wichtigsten Kennziffern von GEDA 2009, 2010 und 2012 in gestaltbaren Tabellen zu finden. Diese Tabellen können hinsichtlich der Gliederungstiefe (Altersgruppen, Geschlecht, Bildungsstatus, Region) verändert und heruntergeladen werden (www.gbe-bund.de). Das Informationssystem umfasst über GEDA hinaus mehr als 100 Datenquellen der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, des RKI und zahlreicher weiterer Institutionen aus dem Gesundheitsbereich.

GEDA 2012 ist Teil des Gesundheitsmonitorings des RKI und ergänzt die Gesundheitsuntersuchungen DEGS (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland) und KiGGS (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland). Während in DEGS und KiGGS auch Mess- und Untersuchungswerte erhoben werden und zukünftig Analysen über den Lebensverlauf hinweg möglich sind, liegt der Schwerpunkt von GEDA in der Bereitstellung aktueller Daten, der Möglichkeit der Regionalisierung (für große Bundesländer und Regionen) und der Erstellung von Zeitreihenanalysen. Ziel des Gesundheitsmonitorings ist die kontinuierliche Beobachtung von Gesundheit, Risikofaktoren und Krankheit in der Bevölkerung und die Identifizierung von Trends.

Psychotherapeutische Ansätze zur Behandlung von Diabetes und Adipositas

Diabetes und Fettleibigkeit sind chronische Erkrankungen, deren Behandlung Betroffenen ein Höchstmaß an Disziplin und Motivation abverlangt. Häufig stellen sich im Verlauf der Selbstbehandlung Versagensgefühle ein, die zu Depressionen führen können. Um negative Entwicklungen zu verhindern und die Motivation zu stärken, setzen Experten neue psychotherapeutische Behandlungsformen ein: Schema-Therapie, Acceptance-and-Commitment-Ansatz oder Konfrontationen vor dem Spiegel beim Krankheitsmanagement.

Diabetes und Adipositas treten immer häufiger auf, zunehmend auch kombiniert. Die Therapien stellen Betroffene oft vor große Herausforderungen. Diabetespatienten, die Insulin benötigen, müssen jeden Tag mehrmals Blutzucker messen, Insulinmengen berechnen und spritzen. Adipöse Menschen wiederum sind gefordert, täglich ein ausgeklügeltes Ernährungsmanagement umzusetzen, sich mehr zu bewegen und die Kalorienzufuhr zu kontrollieren.

„Dafür müssen Verzicht und Einschränkungen in Kauf genommen werden“, erläutert Dr. phil. Andrea Benecke. „Und das ist ein Problem“, ergänzt die Leiterin des Psychodiabetologischen Forschungs- und Behandlungsschwerpunkts der Poliklinischen Ambulanz an der Universität Mainz. „Denn die Betroffenen müssen sich jeden Tag für etwas negativ Erlebtes entscheiden. Dies entspricht nicht der menschlichen Natur, die unmittelbar positive Erfahrungen machen will.“

Erschwerend kommt hinzu, dass Blutzuckerwerte nicht hundertprozentig kontrollierbar sind. Ebenso gibt es Tage, an denen Menschen mehr wiegen, obwohl sie sich zuvor eingeschränkt haben. „Solche Erlebnisse wirken zusätzlich demotivierend, lösen Gefühle von Sinnlosigkeit, Hilflosigkeit und Versagen aus“, so Benecke. „Daraus können sich leicht Depressionen oder Angststörungen entwickeln.“ Zahlen belegen, dass Depressionen bei Diabetespatienten doppelt so häufig auftreten wie in der Allgemeinbevölkerung, Angststörungen um zwanzig Prozent erhöht sind. Angst und Depression haben zur Folge, dass sich die Blutzuckereinstellung verschlechtert oder das Gewichtsproblem verschärft.

Um dem entgegenzusteuern und die Selbstbehandlungsmotivation zu stärken, bieten Experten neue psychotherapeutische Lösungswege an. Bei der Schema-Therapie etwa identifiziert der Patient negative Einstellungen, die seine Selbstabwertung fördern oder Kompetenz in Frage stellen. „In einem zweiten Schritt verändern Therapeut und Patient die hinderlichen Schemata, so dass der Patient frei wird, gesündere Verhaltensweisen zu etablieren“, erklärt Benecke. Schwierige Lebensumstände besser annehmen zu können, ist das Ziel der Acceptance-and-Commitment-Therapie. „Psychische wie körperliche Schmerzen sollten ins Leben integriert statt bekämpft werden“, sagt Benecke. Bei Verfahren lernen die Patienten daher, Lebensziele mit der Erkrankung zu erreichen und nicht trotzdem.

Vielversprechend ist schließlich auch ein neuer Ansatz, der Menschen mit schweren Ess-Attacken helfen soll. Die Erkrankung, die Fachleute als „Binge-Eating“ bezeichnen, führt meist zu einem Vermeidungsverhalten, die Betroffenen leiden unter einer negativen Selbsteinschätzung und wollen sich mit ihrem Körper nicht beschäftigen. „Therapeutisch geleitete Konfrontationen vor dem Spiegel helfen, dieses Vermeidungsverhalten ab- und regelmäßige körperbezogene Aktivitäten aufzubauen“, erklärt Benecke. Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft

Buchempfehlung: Medical Fitness von Stefan Bircher und Sonja Keller-Bircher

Ob präventives oder posttherapeutische Fitnesstraining – sicher, praxis- und zielorientiert soll es sein! Wichtig ist deshalb die richtige Wahl von Beanspruchungsformen sowie die Übungsausführung.

Übungen zu Kräftigung, Koordination und Dehnung stehen im Mittelpunkt dieses Buches. Alle haben sich in der Posttherapie verschiedener Verletzungen und Erkrankungen sowie zur Prävention von Rezidiven bewährt. Trainer und Therapeuten finden hier ein zielorientiertes und für die Patienten sicheres Trainingsangebot.
Die Übungen werden in Ausgangsstellung, Ausführung und Variationen beschrieben. Auf Risiken in der Ausführung wird jeweils hingewiesen. Fotos in Ausgangsstellung und Ausführung illustrieren die meisten Übungen.

Neu in der 3. Auflage:
– Schwangerschaft und Rückbildung
– Geriatrie
– Trainingssteuerung
– Übungen für Schwangere und ältere Menschen

110 Übungen für indikationsbezogene Trainingspläne!

3., überarbeitete und erweiterte Auflage 2014
208 S. , 284 Abb. , Broschiert
ISBN: 9783830476962
34,99 €

Mobil und fit bis ins hohe Alter

Mit dem Alter lassen Kraft und Koordinationsfähigkeit nach, das Gleichgewichtsgefühl schwindet, Stürze werden häufiger. Nach gängiger Meinung ist dieser körperliche Degenerationsprozess schicksalhaft und unumkehrbar. Dass dies keineswegs so ist und dass es vielfältige Formen der Prävention gibt, will in den nächsten fünf Jahren das europäische Forschungskonsortium SPRINTT zeigen, an dem auch eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Cornel Sieber vom Institut für Biomedizin des Alterns (IBA) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) beteiligt ist. SPRINTT hat ein Gesamtvolumen von 48 Millionen Euro, das Teilprojekt an der FAU wird mit 1,4 Millionen Euro gefördert.

Jeder Mensch wünscht sich Mobilität und rege Teilhabe am sozialen Leben bis ins hohe Alter. Und dennoch sind viele ältere Menschen auf die Hilfe Dritter angewiesen. Gebrechlichkeit und Muskelschwund sind die Hauptursachen für den Verlust von Autonomie und Lebensqualität. Denn wer gebrechlich ist, wird auch anfällig für andere Erkrankungen, stürzt häufig, wird oft stationär behandelt und muss schließlich in einer Pflegeeinrichtung betreut werden. Bis jetzt gibt es für diese altersbedingte Degeneration keine allgemein anerkannte Behandlungsmethode. „Dabei haben wir erste wissenschaftlich fundierte Hinweise dafür, dass die Mobilität beispielsweise durch gezielte Bewegungsprogramme sehr lange erhalten werden kann“, sagt Dr. Ellen Freiberger vom IBA.

Schwellenwerte für Muskelschwund
Im Prinzip weiß zwar jeder, dass regelmäßige Bewegung und Sport fit halten, aber die Akzeptanz ist gerade im hohen Alter gering. „Deshalb wollen wir daran arbeiten, dass ältere Menschen ihre schwindende Mobilität nicht einfach als unabwendbares Schicksal hinnehmen“, sagt Prof. Dr. Cornel Sieber. „Eine Schlüsselrolle spielen dabei die Hausärzte. Sie haben eine große Autorität und können ihre Patienten dazu ermutigen, etwas für ihre Ausdauer und Beweglichkeit zu tun.“ Ein erster Schritt, die Ärzte dabei zu unterstützen, wäre eine klare medizinische Definition von Muskelschwund. Denn dann wäre auch eine entsprechende Diagnose möglich, an die sich gezielte therapeutische Maßnahmen anschließen könnten. Deshalb ist es eines der Ziele der an SPRINTT beteiligten Forscher, Schwellenwerte festzulegen, die eindeutig anzeigen, wann der Verlust von Muskelmasse eine medizinische Behandlung rechtfertigt.

Suche nach genetischen Faktoren
„Es geht uns dabei allerdings nicht nur um die Muskelmasse“, erklärt Ellen Freiberger. „Die Muskelfunktion ist mindestens genauso wichtig. Denn es gibt ja Menschen, die noch nie starke Muskeln hatten, deren Koordination – also die Fähigkeit, die Muskeln anzusteuern – aber hervorragend ist.“ Aus diesem Grund sollen in die Definition der Schwellenwerte mehrere Faktoren einfließen. Die Biomediziner messen beispielsweise auch die Handkraft, die Gehgeschwindigkeit und das Gleichgewichtsgefühl. Außerdem ist bisher noch ungeklärt, ob etwa genetische Faktoren eine Rolle spielen. Deshalb werden bei den Teilnehmern der Studie auch Blutproben genommen, um eventuell genetische Marker zu identifizieren, die Rückschlüsse auf Beginn und Verlauf des Mobilitätsverlustes im Alter zulassen.

Bewegungsprogramme für Menschen über 70
Insgesamt 1500 Menschen in acht europäischen Ländern werden an der Studie teilnehmen, darunter 100 aus Nürnberg und Umgebung. Zielgruppe sind Probanden, die über 70 Jahre alt und noch mobil sind, aber erste Anzeichen von motorischen Einschränkungen an sich feststellen. Typisch dafür sind etwa Probleme beim Treppensteigen oder nachlassendes Tempo und mangelnde Ausdauer beim Gehen. Die Teilnehmer werden dann in einem Zeitraum von zwei Jahren intensiv betreut. Sie nehmen beispielsweise an gezielten Bewegungsprogrammen teil. Dabei werden die Veränderungen der körperlichen Funktionen genau gemessen, um sie dann mit den Daten der Vergleichsgruppen in den anderen Ländern statistisch auswerten zu können. „Am Ende des Projekts in fünf Jahren werden wir über eine evidenzbasierte Definition von Muskelschwund und Gebrechlichkeit verfügen“, sagt Prof. Sieber. „Damit sind wir dann auch auf einem guten Weg zu einer wirkungsvollen und standardisierten Therapie für den Erhalt von Mobilität bis ins hohe Alter.“

1,4 Millionen Euro für FAU-Institut
Insgesamt ist das Projekt mit mehr als 48 Millionen Euro für fünf Jahre ausgestattet. Die Hälfte davon steuert die Europäische Kommission in Form von Geldern für die Universitätsinstitute und öffentlichen Forschungseinrichtungen bei, die andere Hälfte leisten die beteiligten Mitgliedsunternehmen der EFPIA – der Interessenvertretung der europäischen Pharmaindustrie – in Form von Personal- und Sachleistungen. Die Teilprojekte unter Federführung des Instituts für Biomedizin des Alterns der FAU sind mit 1,4 Millionen Euro ausgestattet.

Deutschland zu träge für die Diabetesprävention

Die deutschen Diabetesverbände schlagen Alarm: 74,6 Proszent der Männer und 84,5 Prozent der Frauen in Deutschland sind gemäß der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) körperlich nicht ausreichend aktiv. diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und ihre Trägerorganisationen Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe (VDBD) sowie die Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) kritisieren gleichzeitig die „Zahl des Monats“ (1), die vom  Robert Koch-Institut (RKI), einer Behörde im Geschäftsbereich des Bundesgesundheits­ministeriums, Anfang letzter Woche veröffentlicht wurde. Demnach treiben 33,7 Prozent der Bevölkerung keinen Sport.

Hier wird der Eindruck erweckt, als ob die Deutschen im Schnitt körperlich recht aktiv wären.  Die Angaben des RKI legen den Umkehrschluss nahe, dass zwei Drittel der Männer und Frauen sportlich aktiv sind. Das ist aber keineswegs der Fall: Dieselbe Untersuchung belegt, dass nur ein kleinerer Teil der Deutschen, nämlich nur etwa ein Viertel der Männer und Frauen, mit mindestens zwei Stunden pro Woche sportlich aktiv sind.“, sagt Professor Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. „Darüber hinaus belegt ebenfalls dieselbe Untersuchung (2), dass sich drei Viertel der Männer und vier Fünftel der Frauen  in Deutschland insgesamt zu wenig körperlich bewegen, um dauerhaft vor chronischen Krankheiten geschützt zu sein – das ist die eigentliche, nämlich besorgniserregende ‚Zahl des Jahres‘! “, so Danne.

Die Deutsche Diabetes-Hilfe hält es für unverantwortlich, subjektive Einschätzungen aus Befragungen derart selektiv und unkommentiert zu veröffentlichen  und damit „Entwarnung“ für die gesundheitliche Prävention durch mehr körperliche Bewegung zu suggerieren. Denn die im Zweifel konservativen Daten  belegen in der Gesamtschau eindrucksvoll, dass in Deutschland ein inaktiver Lebensstil in weit größerem  Umfang verbreitet ist und dringend politische Maßnahmen auf Bevölkerungs­ebene (6) zur gezielten Förderung der körperlichen Aktivität benötigt werden.

„Moderate Bewegung ist  die entscheidende Größe, wenn es um gesundheitliche Prävention geht, man muss nicht zwingend Sport treiben, um gesund zu bleiben: Schon mehr körperliche Aktivität im  Alltag schützt vor chronischen Krankheiten und gepaart mit gesunder Ernährung auch vor Diabetes Typ 2 “, ergänzt PD Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG.

Körperliche  Inaktivität, ungesunde Lebensmittel mit hohen Fett-, Zucker- und Salzgehalten, Tabakkonsum und schädlicher Alkoholkonsum  sind nach Einschätzung der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation die vier vermeidbaren Risikofaktoren, die Hauptverursacher der „nichtübertragbaren“, chronischen Krankheiten sind: Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs, Diabetes Typ 2 und obstruktive  Lungenerkrankungen (4,5).

Mit der Ratifizierung der Politischen Deklaration des 1. UN-Gipfels gegen nichtübertragbare Krankheiten 2011 (4) und des Global Monitoring Framework der WHO 2013 (5) hat die Bundesregierung sich unter anderem selbst zu den Zielen verpflichtet, die weitere Zunahme von Adipositas und Diabetes zu stoppen sowie die körperliche Inaktivität der Deutschen um 10 Prozent zu senken.

Die WHO empfiehlt Erwachse­nen pro Woche eine Mindestaktivitätszeit von 2,5 Stunden in mäßig anstrengender Intensi­tät, bei sehr anstrengender Aktivität wer­den 75 Minuten empfohlen. Die jeweili­ge Aktivitätszeit sollte dabei mindestens 10 Minuten am Stück andauern (3).

Literatur:

RKI: Zahl des Monats:

http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Zahl_des_Monats/Zahl_des_Monats_node.html

  1. Krug S, Jordan S,  Mensink G B M, Müters S, Finger J D, Lampert T: „Körperliche Aktivität“.

Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) Bundesgesundheitsblatt 56: 765-771(2013)

http://edoc.rki.de/oa/articles/repRtQDxaXz2/PDF/29NRTMbhpOAI.pdf

World Health Organisation (WHO): Global recommendations on physical activity for health (2010)

http://whqlibdoc.who.int/publications/2010/9789241599979_eng.pdf

  1. Politische Deklaration, UN –Gipfel zur Prävention und Kontrolle nichtübertragbarer Krankheiten 66/2 (2011): Abs. 43(d)

http://www.who.int/nmh/events/un_ncd_summit2011/en/

  1. World Health Organisation (WHO): NCD Global Monitoring Framework (9 Targets and 25 Indicators)

http://www.who.int/nmh/global_monitoring_framework/en/

  1. World Health Organisation (WHO): A guide for population based approaches to increasing levels of physical activity (2007).

http://www.who.int/dietphysicalactivity/PA-promotionguide-pdf?ua=1