Klein, einfach zu handhaben und bezahlbar: Mit dem kinpen MED können Mediziner nun erstmals schmerzfrei kleine chronische Wunden mit kaltem Plasma behandeln. Diese Innovation ist Ergebnis der jahrelangen wissenschaftlichen Zusammenarbeit des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP Greifswald) mit der Universitätsmedizin Greifswald und der Charité Universitätsmedizin Berlin.
Der neue therapeutische Ansatz mit dem Plasmastift kinpen MED eignet sich für die lokale Behandlung von chronischen oder infizierten Wunden und erregerbedingten Erkrankungen der Haut. Die Wirksamkeit hat die klinische Zulassungsstudie der Universitätsmedizin Berlin unter dem Dermatologen Professor Jürgen Lademann belegt. „Die Patienten wurden über Wochen mehrmals mit dem Plasmastift behandelt. Bereits nach 14 Tagen zeigten sich gute Erfolge“, wie Lademann berichtet.
Sicher und effektiv
Gleichzeitig wurde die Wundheilung mit kaltem Plasma in einer Göttinger Studie nachgewiesen, die zur Zulassung eines zweiten Plasmastiftes, PlasmaDerm, führte. Der Göttinger Dermatologe Prof. Dr. Steffen Emmert berichtet, dass die Patienten über 12 Wochen dreimal wöchentlich 45 Sekunden lang mit dem PlasmaDerm behandelt wurden. Die Mediziner konnten eine deutliche Keimreduktion beobachten und die Wunde heilte schneller als mit herkömmlichen Methoden.
Nationales Zentrum für Plasmamedizin
Beiden Entwicklungen sollen nun multizentrische Studien folgen. Um die Kompetenzen besser zu bündeln, schlossen sich die Plasmamediziner Deutschlands in Berlin in einem Nationalen Zentrum für Plasmamedizin zusammen, u.a. auch die Göttinger. „Das Zentrum soll die Einführungsphase der Plasmamedizin in den klinischen Alltag begleiteten“, sagt der Vorsitzende Prof. Dr. Hans-Robert Metelmann, Leiter der Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Greifswald. „Forschung, Anwendung, Klinik und Industrie sind hier ausgewogen vertreten, wir wollen mit allen zusammen Konsenspapiere entwickeln, um gemeinsam sinnvolle Indikationen für die Anwendung herauszuarbeiten.“
Campus PlasmaMed und ZIK plasmatis
Dieser erfolgreichen Entwicklung gingen jahrelange Forschungen am INP Greifswald voraus. Die Spitzenforschung-und-Innovation-Initiative Campus PlasmaMed, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), betreibt seit 2008 angewandte Forschung in der Plasmamedizin.
Dazu kam ein Jahr später das ebenfalls mit BMBF-Mitteln entstandene Zentrum für Innovationskompetenz ZIK plasmatis, das Grundlagenforschung zur Wirkung von Plasma auf die Humanzelle betreibt. Bei plasmatis konnte bereits in zahlreichen in vitro-Versuchen die Abtötung von Bakterien durch Plasma nachgewiesen werden. In anderen Versuchen wurde auch die Stimulation von Gewebeneubildung durch Plasma in der tieferen Hautschicht beobachtet.
Desinfektion und Stimulation der Selbstheilungskräfte
Die Ergebnisse der in vitro-Versuche in Greifswald haben die Untersuchungen im Rahmen der Zulassungsstudie bestätigt, wie Professor Lademann beschreibt: „Das Plasma fließt entlang der Haaroberfläche bis in Bereiche der Haarwurzel und killt dort die Bakterien. Dadurch haben wir eine Wirkung, die wir mit keinem anderen Desinfektionsmittel erreichen. Doch durch die Untersuchungen haben wir auch gelernt, dass Plasma sogar die Selbstheilungskräfte wieder ankurbelt.“
Die ersten Anwender werden die Dermatologen in den Kliniken und Praxen sein. Auf der Deutschen Dermatologischen Lasertagung in Potsdam im Juni haben die Plasmamediziner den Hautärzten ihre Innovation in einem Workshop vorgestellt.
Ein weiteres großes Anwendungsfeld ist die Zahnmedizin. Hier kann gerade Plasma aufgrund seiner genannten Eigenschaften in Bereiche vordringen, die schwer zugänglich sind, z. B. bei der Wurzelbehandlung oder bei der Abtragung von Biofilmen.
Weitere Informationen zum ZIK plasmatis erhalten Sie hier: neoplas tools GmbH
Quelle: Bundesministerium für Forschung